Kapitalerhöhung

Kein Spaziergang

Wie es aussieht, steht der 14 Institute umfassende Banken-Crew bei der Platzierung der neuen Papiere, die 2,14 Mrd. Euro in die Lufthansa-Kasse spülen sollen, kein Spaziergang bevor. Dies deutet der üppige Kursabschlag auf den vorausgegangenen Schlusskurs an.

Kein Spaziergang

Hätte die Lufthansa im Voraus gewusst, wann die USA die Lockerung der Einreisebestimmungen verkünden, wäre der Start der geplanten Kapitalerhöhung – dann ein paar Tage später – vermutlich besser gelungen. Denn die Aussicht auf einen regen Transatlantikverkehr mit einem hohen Anteil lukrativer Geschäftsreisen hätte der Aktie zum idealen Zeitpunkt den nötigen Schub gegeben und damit auch dem Preis der jungen Aktien. Wie es nun aussieht, steht der 14 Institute umfassende Banken-Crew bei der Platzierung der neuen Papiere, die 2,14 Mrd. Euro in die Lufthansa-Kasse spülen sollen, kein Spaziergang bevor. Dies deutet jedenfalls der üppige Kursabschlag auf den vorausgegangenen Schlusskurs an. Wenn man den um den Wert der Bezugsrechte bereinigten Kurs heranzieht, sind dies immer noch knapp 40%; das sind fast 5 Prozentpunkte mehr als der Discount, den der Low-Cost-Carrier Easyjet bei seiner vor zehn Tagen verkündeten Aktienemission geboten hat.

Im Gegensatz zum britischen Billigflieger, bei dem der Gründer eine Sperrminorität hält, weist die Lufthansa ein zersplittertes Aktionariat auf, in dem kein institutioneller Investor mit einem größeren Anteil dabei ist. Zugleich hat der zeitweise unbequeme Großaktionär, die KB Holding, für den Rückzug einen aus Lufthansa-Sicht reichlich ungünstigen Zeitpunkt gewählt. Ein privater Ankeraktionär, wie ihn nicht nur Easyjet, sondern auch die IAG-Gruppe vorweisen kann, fehlt bei der Lufthansa. Überdies ist am Markt die Rede davon, dass gerade auch IAG, die sich mit dem Anteilseigner Qatar Airways im Rücken als erster großer Carrier schon im Coronajahr eine milliardenschwere Eigenkapitalinfusion verabreicht hat, erneut an den Markt gehen will.

Angesichts eines derart geballten Kapitalhungers in einer Branche, deren Perspektiven trotz der Fortschritte bei der Bekämpfung der Pandemie zumindest im verkehrs­armen Winterhalbjahr noch mit einigen Unsicherheiten behaftet sind, wägen die Anleger ihre Risiken ab. Mit anderen Worten: Der Preis, zu dem sie bereit sind, üppige Summen in Airline-Aktien zu allokieren, muss schon sehr verlockend sein.

Für die Lufthansa ist es ratsam, diese große Finanzierungsrunde zu nutzen, um ihren Aktionärskreis zu stabilisieren, indem sie mehr Schwergewichte bildet. Die Mittelzusage von BlackRock ist ein ermutigendes Signal – aber nicht ausreichend, damit die Lufthansa auf ein Signal des Staates völlig verzichten kann. Daher ist es gut, wenn der deutsche Wirtschaftsstabilisierungsfonds diesmal noch mitzieht.

(Börsen-Zeitung,

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