Kleine Zulieferer in großer Not
Automobilindustrie
Kleine Zulieferer
in großer Not
Von Joachim Herr
Die Geschäftsführer von Bosch sind unzufrieden. Zu Recht. Aus dem anfangs erwarteten Umsatzwachstum ist im vergangenen Jahr nichts geworden. Und vom Ziel für die Profitabilität hat sich der Stiftungskonzern wieder ein erhebliches Stück entfernt. Eine gute Rendite schafft die Grundlage, um investieren und somit wettbewerbsfähig bleiben zu können. Dennoch ist Bosch in einer komfortablen Lage: Auch für das schwierige Jahr 2024 zeichnet sich ein positiver freier Cashflow ab – eine Zahl liegt noch nicht vor – und die Eigenkapitalquote bleibt über 40%.
Ganz anders ist die Situation für viele kleine und mittelgroße Autozulieferer. Die schwache Nachfrage, vor allem in Deutschland, bringt sie in die Bredouille, selbst wenn sie innovative und erfolgreiche Produkte anbieten. In der Branche häufen sich die Warnungen, den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sei der Zugang zu Bankkrediten mittlerweile versperrt. Besonders KMU, die auf dem Gebiet der Verbrennertechnik tätig sind, besitzen wegen den Anforderungen der EU an Nachhaltigkeit (Taxonomie) schlechte Chancen. Bosch unterstützt einen Teil dieser Firmen finanziell und setzt sich in Berlin für einen leichteren Zugang zu Kapital ein. Das geschieht freilich in erster Linie aus eigenem Interesse: Bosch will sich die Versorgung von mitunter sehr spezialisierten Lieferanten sichern.
Gespräche gefragt
Für die KMU ist es kein Makel, mit ihren Kunden über finanzielle Engpässe zu sprechen. Restrukturierungsmanager machen die Erfahrung, dass die Unternehmen häufig viel zu lange damit warten und eine Insolvenz unausweichlich wird. Um eine Notlage zu erkennen, ist allerdings eine zuverlässige Liquiditätssteuerung notwendig. An einem solchen Instrument mangelt es einer großen Zahl der KMU. Und im Fall des Falles ist es wichtig, nicht nur mit den Kunden, Banken und Gesellschaftern über Lösungswege zu diskutieren, sondern auch mit den Warenkreditversicherern. Kürzen diese die Linien für Forderungsausfälle, verlangen die Lieferanten Vorkasse. Das bedeutet oft das Ende. Verglichen damit haben die meisten großen Zulieferer – an erster Stelle Bosch – nur kleine Nöte.