KommentarRestrukturierung

StaRUG: Ist der Ruf erst ruiniert

Das StaRUG sollte die Sanierungslandschaft bereichern. Ein Vorgehen wie bei Leoni rückt das junge Verfahren aber in ein schlechtes Licht.

StaRUG: Ist der Ruf erst ruiniert

StaRUG-Sanierung

Ist der Ruf erst ruiniert

Von Sabine Reifenberger

Das StaRUG sollte die Sanierungslandschaft bereichern. Ein Vorgehen wie bei Leoni rückt es in ein schlechtes Licht.

Als das Sanierungsverfahren StaRUG zum Jahresstart 2021 in Kraft trat, galt es unter Restrukturierern als sinnvolle Ergänzung der deutschen Rechtslandschaft. Das Verfahren setzt auf eine finanzielle Sanierung noch vor der Insolvenz und ermöglicht Mehrheitsentscheidungen gegen einzelne Gläubiger. Die breite Öffentlichkeit lernte das StaRUG 2023 durch Leoni kennen, und es war Abneigung auf den ersten Blick. Leonis Kleinaktionäre gingen in der Sanierung leer aus. Dieses Schicksal teilte der Streubesitz bei Gerry Weber und es wird wohl auch die Investoren bei Varta treffen. Aktionärsschützer laufen seitdem gegen das StaRUG Sturm.

Die jüngste Volte im Fall Leoni dürfte Wasser auf die Mühlen der Kritiker sein: Stefan Pierer, der im Zuge der StaRUG-Sanierung zum Alleineigner geworden ist, verkauft den Kabelbaumspezialisten mehrheitlich nach China. Während die im StaRUG per Mehrheitsentscheid überstimmten Kleinaktionäre nach einem Kapitalschnitt auf null Euro mit leeren Händen dastanden, zeichnete Pierer die anschließende Barkapitalerhöhung über 150 Mill. Euro. Gut ein Jahr nach Abschluss der Restrukturierung zahlt nun die chinesische Luxshare einen dreistelligen Millionenbetrag. Man darf davon ausgehen, dass Altgesellschafter wie Pierer bei der vormals hochverschuldeten Leoni auch erhebliche Sanierungsbeiträge geleistet haben. Das Narrativ, das in der Öffentlichkeit ankommt, ist aber ein anderes.

StaRUG rückt in schlechtes Licht

Das StaRUG gerät dadurch in ein schlechtes Licht. Dabei hat das Verfahren bei Leoni durchaus wichtige Ziele erreicht. Der Autozulieferer hat überlebt, der Betrieb läuft weiter, nun kommt ein neuer Investor. Doch jede unternehmerische Entscheidung bekommt einen Beigeschmack, wenn sie von empörten Zwischenrufen vormaliger Kleinaktionäre begleitet wird, die sich übervorteilt fühlen. Wenn eine StaRUG-Restrukturierung sich als beste Option für ein Unternehmen in Schieflage abzeichnet, muss das Management diesen Weg gehen. Doch gerade im Börsenumfeld dürften sich Vorstände damit schwertun, sich auf ein Verfahren zu stützen, das bei Privatanlegern und Aktionärsschützern auf der schwarzen Liste steht.

Leoni sollte für die StaRUG-Nutzung ein Türöffner werden und allen Beteiligten ein Gefühl für die Praxis des Verfahrens vermitteln. Das ist gründlich misslungen. Bei vielen Kleinaktionären ist angekommen, dass das StaRUG sie enteignet, während andere als Gewinner aus der Krise hervorgehen. Den Ruf des jungen Sanierungsverfahrens hätte man wohl nicht eindrücklicher ramponieren können.