KommentarTelekommunikation

Kritisches Investment

Die saudi-arabische STC ist für Telefónica ein Investor mit Beigeschmack, aber auch der Staat als Anteilseigner ist nicht nur ein Schutzschild.

Kritisches Investment

TELEFÓNICA

Kritisches
Investment

Die saudi-arabische STC ist für Telefónica ein Investor mit Beigeschmack. Aber auch der Staat als Anteilseigner ist nicht nur ein Schutzschild.

Von Heidi Rohde

Unternehmen der Telekommunikationsindustrie gehören als Betreiber einer kritischen Infrastruktur zu denen, die vom Staat mit besonderer Aufmerksamkeit und gegebenenfalls auch besonderen Auflagen bedacht werden. In Europa ist in der Branche seit einiger Zeit nicht mehr jeder Lieferant und Ausrüster willkommen, geschweige denn jeder Investor. Die Offenlegung einer Beteiligung, die inklusive Derivate fast 10% der Telefónica-Anteile unter Kontrolle der saudi-arabischen Telekomgesellschaft STC bringt, hat deshalb im September nicht nur für einen Kurssprung der Telefónica-Aktie gesorgt, sondern auch den Blutdruck bei der spanischen Regierung erhöht. Zwar hatte STC ausdrücklich betont, keine Kontrollmehrheit bei Telefónica anzustreben, jedoch missfällt Madrid der Einfluss des in Staatshand befindlichen Konzerns.

Eigener Zugriff

Nun prüft die Regierung ernsthaft, sich selbst über den spanischen Staatsfonds SEPI unmittelbar Einfluss auf Telefónica zu sichern. Im Lichte des jüngsten Angriffs der islamischen Terrororganisation Hamas auf Israel mag dabei auch eine Rolle spielen, dass viele Staaten der Region als – finanzielle – Unterstützer der Hamas gelten. Von daher geraten anteilige Verflechtungen arabischer Investoren mit europäischen Unternehmen verstärkt in einen kritischen Blickwinkel.

Allerdings beschreibt Madrid auch offen die eigene Zwickmühle: Es geht um die Verteidigung strategischer Interessen des Staates, während andererseits nicht der Eindruck erweckt werden soll, internationales Kapital zur Finanzierung von Wachstum und Innovation sei in Spanien nicht willkommen. Denn die Schattenseiten des staatlichen Schutzschildes, den die Deutsche Telekom hierzulande und etwa Orange in Frankreich durch die substanziellen Beteiligungen beider Länder an den Unternehmen genießen, sind bekannt: Schmerzliche Restrukturierungsentscheidungen sind politisch kaum durchsetzbar. Auch aus diesem Grund schleppen Telekom und Orange seit Jahren dicke Verlustbringer mit.

Streubesitz unbegeistert

Wenig überraschend zeigen sich die anderen Telefónica-Aktionäre mäßig begeistert von der Idee des Staatseinstiegs, die Aktie gibt nach. Namentlich die Großaktionäre BBVA und Caixabank begrüßen sogar ausdrücklich die Beteiligung der Saudis. Offensichtlich nährt deren Einstieg auch die Hoffnung auf eine nachhaltige Kurserholung bei Telefónica, deren Kurs seit Pandemiebeginn schwer gelitten hat.

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