Auto-Strafzölle? Nein danke!
Handelspolitik
Auto-Strafzölle?
Nein, danke!
Von Andreas Hippin
Großbritannien wird Batterieautos aus der Volksrepublik China nicht mit Strafzöllen belegen. Signalisiert wurde das bereits seit dem Regierungswechsel. Am Rande des International Investment Summit in London hat es Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds verkündet. Es habe keine Beschwerden aus der Branche über Importe aus dem Reich der Mitte bei den Wettbewerbsbehörden gegeben.
Kein Wunder: Die Situation ähnelt ein wenig der deutschen. Die britischen Marken Aston Martin, Bentley, Jaguar Land Rover, Lotus und McLaren würden ihre Luxuskarossen gerne auch weiterhin an die chinesische Oberschicht verkaufen. Bei Jaguar Land Rover stammt rund ein Fünftel des Umsatzes aus der Volksrepublik.
Kein Interesse an Handelskrieg
Würde Großbritannien Auto-Strafzölle verhängen, müssten die heimischen Hersteller mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen. An einem Handelskrieg, der auch andere Branchen in Mitleidenschaft ziehen könnte, hat man in Westminster kein Interesse.
Zudem bietet die Einfuhr chinesischer Batterieautos die Chance, den ambitionierten Klimazielen des Landes näher zu kommen. Sie stoßen in die Lücke, die europäische und amerikanische Autohersteller nicht besetzen wollten, weil sie sich auf das Luxussegment konzentrierten: preiswerte kleine Elektrofahrzeuge.
Brexit-Vorteil realisiert
Sie profitieren dabei nicht nur von staatlicher Förderung, sondern von Versäumnissen der Rivalen. Während man im Westen Outsourcing im großen Stil betrieb, behielten die chinesischen Hersteller die Entwicklung wesentlicher Komponenten und die Batterieproduktion im Haus. Wie die UBS im vergangenen Jahr ermittelte, liegen die Kosten von BYD deshalb um rund ein Viertel unter denen der europäischen Wettbewerber.
Doch was schlecht für Fiat, Stellantis & Co. sein mag, bringt die auf die Oberklasse fokussierten deutschen Produzenten nicht in Verlegenheit. Für sie ist der chinesische Markt wichtiger. Deshalb wollte Berlin keine Zölle. London hat durch den Verzicht auf Strafzölle einen Brexit-Vorteil realisiert. Dabei trommelt Labour doch eigentlich für eine möglichst enge Annäherung an die EU.