KommentarGreensill-Fonds

Lösung mit fahlem Beigeschmack

Die UBS tut gut daran, den Versuch zu starten, die geschädigten Greensill-Fondsinvestoren der Credit Suisse zu kompensieren. Allerdings hätten diese in der Affäre auch mehr Selbstverantwortung zeigen sollen.

Lösung mit fahlem Beigeschmack

Greensill-Fonds

Lösung mit fahlem Beigeschmack

Von Daniel Zulauf

Professionelle
Fondsinvestoren
haben die Pflicht,
ihre Investments
selbstkritisch zu hinterfragen und zu prüfen.

Alte Rechnungen gehören beglichen oder abgeschrieben. Altlasten zu beseitigen ist eine bewährte Methode, Wichtiges freizulegen und Prioritäten zu schärfen. So gesehen tut die UBS das Richtige, wenn sie den Greensill-geschädigten Fondskunden der Credit Suisse ein Angebot unterbreitet, das leidige Kapitel abzuschließen.

Die UBS offeriert den Fondsinvestoren die Rückzahlung von 90% aller Forderungen, die seit der Schließung der Fonds im März 2021 offen geblieben sind. Das Angebot kostet die Bank bis zu 2,34 Mrd. Dollar. Es ist offen, ob sie sich dafür mit Regressforderungen bei den säumigen Zahlern und den Versicherungsgesellschaften schadlos halten kann.

Selbstredend verspricht sich auch die Bank einen Nutzen von dem Angebot. Sie hat die Chance, eine Vielzahl von Rechtsstreitigkeiten beizulegen und die Kläger, alles institutionelle Investoren, so weit zu beschwichtigen, dass sie der UBS als Kunden erhalten bleiben.

Allerdings hat der Lösungsvorschlag zur Beilegung des langwierigen Streites einen etwas fahlen Beigeschmack. Zwar machen die geschädigten Investoren nicht zu Unrecht geltend, dass die Credit Suisse die Fonds irreführenderweise als risikoarme Papiere mit geldmarktfondsähnlichem Profil verkauft und die Bank gegen Treuepflichten verstoßen habe.

Aber die rund 1.000 Investoren, die 10 Mrd. Dollar in diese Fonds investiert hatten mit dem Ziel, eine kleine und eben nur scheinbar sichere Überrendite gegenüber Geldmarktfonds einzufahren, waren durchweg „qualifizierte“ Anleger. Zu dieser Kategorie gehören besonders vermögende Privatpersonen, Unternehmen, aber auch Vorsorgeinstitutionen und ähnliche Investoren, die durchweg über professionelle Strukturen verfügen.

Man sollte von solchen Investoren erwarten dürfen, dass sie kritischen Hinweisen in Bezug auf ihre Investments selbständig nachgehen und sich nicht blindlings auf Versprechungen der Fondsgesellschaft verlassen. Im vorliegenden Fall hatte es bereits 2018 solche Hinweise gegeben, dann nämlich, als ein erster Fonds, der ebenfalls mit Greensill zusammenarbeitete, schließen musste. Es gab eine Vielzahl kritischer Medienberichte, die Profi-Anleger mit Millioneninvestments nicht ignorieren sollten. So gesehen könnte man den von der UBS offerierten Abschlag von 10% auf den ursprünglichen Inventarwert der CS-Fonds vielleicht auch als Preis für die ungenügende Wahrnehmung von Selbstverantwortung durch die Fondskunden sehen.

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