Macht die Innenstadt von München zum Chevrolet-Parkplatz
Autoindustrie
Parkt München zu mit Chevrolets
Von Michael Flämig
Warum röhren keine Chevrolet-Suburban-Flotten durch die Innenstadt von München? Warum kurven viel mehr Mini oder Audi A1 über die Straßen statt dieses Modell, das einen halben Meter länger ist als ein 5er BMW?
Wenn Sie denken, die Antwort sei angesichts der Enge in europäischen Altstädten offensichtlich und die Frage damit überflüssig, so zeigt dies leider nur, dass Sie dem aktuellen Anforderungsprofil für das Amt des US-Präsidenten nicht entsprechen. Denn Donald Trump formuliert diese Art von Fragen sehr wohl. Und er kennt eine andere Antwort als Sie. Dies hat Folgen für Europa.
Holzschnittartige Meinung
Was ist passiert? Am Montag stellte er diese rhetorische Frage vor Journalisten: „Wie viele Chevrolets oder Fords sehen Sie in der Mitte von München?“ Nun könnte man zur Begründung der Antwort über Parkplätze, Treibstoffverbrauch, Geschmacksfragen, Ausstattungs- und Sicherheitsmerkmale, CO2-Flottenvorgaben sowie fehlende Werkstattnetze sprechen. Aber Trump ist nicht der Typ, der sich für Details interessiert. Er kennt sich ohne derlei Schnickschnack aus in der Welt. Seine Antwort auf die München-Frage ist mit Blick auf EU-Politiker und US-Marken ganz einfach: „Sie machen es unmöglich, Autos in der Europäischen Union zu verkaufen.“
Diese holzschnittartige Meinung ist schlecht für die hiesige Autoindustrie. Dass Mexiko und Kanada nun einen Aufschub ihrer Zölle erwirkt haben, erhöht den Druck weiter – denn Trump wird im Fall Brüssel zeigen wollen, dass er Ernst macht auch im Handel mit Partnern. Außerdem braucht er Einnahmen, die er unabhängig vom US-Kongress einsetzen kann. Da ist es egal, dass viele Autos deutscher Marken auf hiesigen Straßen in den USA montiert werden und Tesla hierzulande sehr wohl viele Kunden hat.
Was besser ist als jedes Fact-Sheet
Vielleicht sollten die EU-Lobbyisten ein paar Parkplätze rund um das Hotel „Bayerischer Hof“ in der Münchner Innenstadt mit US-Mietautos vollstellen. Denn dort findet Ende nächster Woche die Sicherheitskonferenz statt. Fox News wird dann entsprechende „TV-Footage“ rund um den Tagungsort nach Hause senden. Dies wirkt meist besser als jedes Fact-Sheet. Ein Trauerspiel.