EZB-Geldpolitik

Macron legt sich mit Nagel und den Falken an

Die Rede von Bundesbankchef Nagel in Cambridge wirkt wie eine Replik auf Frankreichs Präsidenten. Mag Zufall sein – ist aber berechtigt.

Macron legt sich mit Nagel und den Falken an

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„Ich höre, aber ich höre nicht zu“: Diesen Ausspruch des ersten EZB-Präsidenten Wim Duisenberg hat sich Bundesbankchef Joachim Nagel zu eigen gemacht. Dahinter steckt das Ansinnen unabhängiger Notenbanker, sich von gewählten Politikern nicht in die eigenen Entscheidungen hineinreden und – im schlechtesten Fall – von unliebsamen Entscheidungen abbringen zu lassen. Dass es sich dabei nicht bloß um substanzloses Gesäusel für das Poesiealbum altgedienter Geldpolitiker handelt, zeigt ein Interview von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Darin bringt er seine „Sorge“ darüber zum Ausdruck, dass Notenbanker die Inflation notfalls auf Kosten der Konjunktur senken wollen. Die Inflation selbst um den Preis einer milden Rezession zu bekämpfen, ist längst nicht mehr nur Ansinnen einer radikalen Minderheit geldpolitischer Falken, also von Verfechtern einer straffen Geldpolitik – und angesichts zweistelliger Inflationsraten schlicht und einfach geboten. Dass Nagels Rede wie eine Replik auf Macron wirkt, mag vom Timing her Zufall sein. Berechtigt ist sie allemal.