Die Flaute trifft den Luxus
Mercedes-Benz
Die Flaute
trifft den Luxus
Von Joachim Herr
Im Top-Segment sind die Verluste von Mercedes-Benz am größten und besonders schmerzhaft.
Nun also auch Mercedes-Benz. Der Stuttgarter Autohersteller erwartet in diesem Jahr weniger operativen Gewinn, als er seinen Aktionären bisher in Aussicht gestellt hatte. Damit war zu rechnen. Spätestens seit der Münchner Konkurrent BMW vor wenigen Tagen neben erheblichen Schwierigkeiten mit einem Bremssystem von Continental die Schwäche des chinesischen Marktes beklagt hatte. Für beide Fahrzeugproduzenten hat er eine besondere Bedeutung. In den drei Monaten von April bis Juni verkaufte Mercedes-Benz gut ein Drittel seiner Autos in China – mehr als doppelt so viele wie in den USA und mehr als dreimal so viele wie in Deutschland.
Das Ausmaß der Korrektur traf die Investoren dennoch unvorbereitet. Die nun erwartete operative Marge von 7,5 bis 8,5% im Pkw-Segment liegt weit unter den zuletzt angepeilten 10 bis 11% und erst recht unter den höheren Werten in den vergangenen drei Jahren. Ursache für die Ernüchterung ist nicht nur das geringere Absatzvolumen insgesamt, sondern die Tatsache, dass die Verluste in der obersten Liga am höchsten sind. Da spielen für Mercedes-Benz die S-Klasse und die G-Klasse sowie AMG und Maybach. Sie liefern die absolut größten Gewinnbeiträge der Produktpalette.
Zeit bis 2026
Anzeichen von Schwächen in dieser Kategorie wecken regelmäßig Zweifel an der Luxusstrategie von Ola Källenius. Das war schon vor kurzem so, als die Pläne bekannt wurden, die Fertigung der S-Klasse im Werk in Sindelfingen bei Stuttgart von zwei Schichten auf eine zu verringern. Källenius und seine Strategie werden an den Zielen für das Jahr 2026 gemessen. Bis dahin soll der Anteil der Top-Modelle am Absatz auf knapp ein Fünftel steigen. In diesem Jahr werden es erst etwa 14% sein.
Hinter diesem Volumenziel steckt die Absicht von Källenius, die Profitabilität zu steigern und möglichst dauerhaft auf dem höheren Niveau zu halten. Die derzeitige Schwäche – nicht nur in China – zeigt allerdings, dass auch das Premiumsegment anfällig ist, wenn die Konjunktur nicht rund läuft. Dass Mercedes-Benz in dieser Situation nur leichte Preiszugeständnisse macht und lieber Volumenverluste hinnimmt, ist der richtige Weg. Andernfalls litte die Stärke der Marke.
Das Beispiel Tesla
Jüngstes Beispiel dafür ist Tesla. Eine Runde nach der anderen auf dem Preiskarussell höhlten die Profitabilität des E-Auto-Anbieters aus, der lange neue Maßstäbe in der Branche gesetzt hatte. Die flaue Nachfrage speziell nach Elektrofahrzeugen in Europa und Nordamerika verschärft die schwierige Situation für alle. Was sich schlecht verkauft, verliert an Wert. Auch im Premiumsegment.