Lufthansa

Neue Fesseln

Die Lufthansa hat am Dienstag die Fesseln der staatlichen Beteiligung abgeworfen – so dürften das zumindest Vorstand und Aufsichtsrat sehen. Doch kaum sind die alten Fesseln abgeschüttelt, könnten neue festgezurrt werden.

Neue Fesseln

Die Lufthansa hat am Dienstag die Fesseln der staatlichen Beteiligung abgeworfen – so dürften das zumindest Vorstand und Aufsichtsrat sehen. Nur mit viel Widerwillen hatte man im Frühsommer 2020 akzeptiert, dass sich der Bund im Zuge des 9-Mrd.-Euro-Rettungspakets an der Fluglinie beteiligte. Am Ende war es für alle ein gutes Geschäft: Der Bund hat beim nun abgeschlossenen schrittweisen Aktienverkauf rund 760 Mill. Euro Profit gemacht, die Lufthansa hat dank der staatlichen Gaben die Pandemie überlebt.

Vorbei ist es nun auch mit den Auflagen, die mit dem Stabilisierungspaket verbunden waren, etwa dem Verbot von Dividendenausschüttungen oder den Genehmigungspflichten für „bedeutende“ Transaktionen. Der Vorstand darf nun wieder auch mittels variabler Vergütungsbestandteile bezahlt werden, und die Inhaber von Anleihen erhalten ihre Zinsen. Womöglich wird auch bald eine Dividende gezahlt, wenn es die wirtschaftliche Entwicklung zulässt.

Doch kaum sind die alten Fesseln abgeschüttelt, könnten neue festgezurrt werden. Da ist zum einen der Großaktionär Klaus-Michael Kühne, der den Abschied des Staates genutzt hat, um die eigene Beteiligung an der Lufthansa weiter aufzustocken. Der Logistikunternehmer kommt mittlerweile auf 17,5%, demnächst dürfte er oder ein Vertrauter in den Aufsichtsrat einziehen. Der umtriebige Milliardär ist nicht dafür bekannt, sich mit der Rolle eines stillen Investors zufriedenzugeben, die Verantwortlichen der Reederei Hapag-Lloyd können ein Lied davon singen. Kühne mag ein Lufthansa-Fan sein, wie es der Vorstand der Fluglinie gerne erzählt, aber er ist vor allem ein Geschäftsmann. Abenteuer wie ein Engagement bei Italiens ITA oder Portugals TAP, über das derzeit spekuliert wird, dürfte er vermutlich nicht gutheißen.

Noch hinderlicher als ein meinungsstarker Großaktionär sind indes die Fesseln beim Thema Umweltschutz. Die EU will die Branche an die Kandare nehmen und verordnet ihr ehrgeizige Ziele. Keine Woche vergeht, in der Lufthansa nicht mit Neuigkeiten an die Öffentlichkeit geht, die dem Konzern ein grüneres Image verschaffen sollen. Noch mehr nachhaltig produzierter Treibstoff gesichert, verbrauchsärmere Flugzeuge gekauft, und der CEO fährt längst Elektroauto. Die Wahrheit aber ist: Fliegen ist per se umweltschädlich, daran ändert all das Nachhaltigkeits­geklapper nichts. Fliegen kann sicher weniger klimaschädlich werden, aber das wird sehr, sehr teuer. Und es ist noch nicht geklärt, wie genau das gelingen soll, wo doch der Kampf um die Ressource nachhaltig produzierter Strom, der auch für grünes Kerosin gebraucht wird, gerade erst beginnt.

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