Vor dem Hintergrund von absehbar tiefgreifenden Umbrüchen im globalen Handelsregime, die Europa und Deutschland in wichtigen Leitindustrien vor Herausforderungen stellen, kriselt es ausgerechnet bei Unternehmen, deren Produkte die angestrebte klimagerechte Transformation aus Europa heraus stützen sollten. Während die drohende Pleite des Schweizer Solarmodulherstellers Meyer Burger als Sargnagel für die europäische Produktion von diesen Kernkomponenten der Fotovoltaik gelten darf, wäre eine Insolvenz des schwedischen Batteriezellenherstellers Northvolt ein noch weit größeres Fanal.

Das angeschlagene „Start-up“, das seit 2016 rund 15 Mrd. Dollar an Eigen- und Fremdkapital von illustren Investoren der Autoindustrie, Private Equity, Kreditinstituten und zuletzt noch der Europäischen Investitionsbank eingesammelt hat und das als eines der führenden Climate-Tech-Unternehmen weltweit galt, sollte die Resilienz Europas bei einer Schlüsseltechnologie für die Klimawende stärken. Jedoch häuften sich seit geraumer Zeit Lieferengpässe und Fertigungsprobleme, die massive Kostensteigerungen und erhebliche Produktionsverzögerungen zur Folge hatten. Dass ein Großkunde wie BMW Konsequenzen zog und einen Auftrag über 2 Mrd. Euro stornierte, war ein Tiefschlag, der Northvolt zusätzlich zurückwarf.

Allerdings droht das Unternehmen insgesamt an einer Gemengelage aus hohem Finanzierungsbedarf und einer kaum kalkulierbaren Nachfrage zu scheitern. Eine schwebende Größe ist dabei insbesondere der Bedarf des Großaktionärsaktionärs VW, der nicht nur mit hausgemachten Problemen kämpft, sondern auch wie die Branche in Europa insgesamt von der Schwäche des E-Auto-Marktes stark getroffen ist. Dass das Transformationsprojekt E-Mobilität weit hinter den Erwartungen liegt, ist für sämtliche Northvolt-Investoren ein Stoppsignal. Weitere Mittel für einstürzende Neubauten zu mobilisieren, ohne dass handfeste Stabilisierungsanker zu erkennen sind, ist für private Geldgeber auch nicht zu vermitteln.