„Osten erglüht, China ist jung“
HSBC-Führung
„Osten erglüht, China ist jung“
Von Andreas Hippin
HSBC-CEO Noel Quinn hat überraschend angekündigt, sein Amt niederzulegen, um sich nach 37 Jahren in der Bank einmal eine Verschnaufpause zu gönnen. Er stand gerade einmal vier Jahre an der Spitze, nachdem er sieben Monate lang als Übergangschef unter Beweis stellen musste, dass er dafür geeignet ist. Es ist ein heißer Stuhl: Quinns Vorgänger John Flint wurde abrupt verabschiedet. Quinns Nachfolger muss großen Erwartungen gerecht werden, vor allem wenn es um die Rendite geht.
Großaktionär Ping An
Und man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass der chinesische Großaktionär Ping An dazu eine Meinung hat. Der Versicherer aus der Volksrepublik hatte bereits bemängelt, dass ihm der Umzug des Spitzenmanagements der Bank in die chinesische Sonderwirtschaftszone Hongkong zu langsam vonstattenging. Vielleicht plädiert Ping An nun dafür, endlich einen Chef aus der Region an die Spitze der Bank zu holen. Schließlich macht sie einen Großteil ihres Geschäfts dort.
Ausgliederung des Asiengeschäfts
Dass Ping An ohne Wissen der Parteiführung in Peking handelt, ist unwahrscheinlich. Quinn hatte vor zwei Jahren die Forderung des Versicherers nach Ausgliederung des lukrativen Asiengeschäfts abgeschmettert. Doch nachdem sich der Rest der Welt von den Folgen der Pandemie erholt hat, will man in Peking vielleicht gar nicht mehr auf die Geschäfte jenseits der großchinesischen Wohlstandssphäre verzichten.
Verdiente Genossen
Warum nicht gleich einen Vorschlag für die Quinn-Nachfolge machen? Lokale Talente gäbe es genug. Verdiente Parteigenossen haben ja bereits Führungspositionen im Asien-Pazifik-Geschäft der Bank. Ach ja, über eine Verlegung des Sitzes in die ehemalige Kronkolonie wurde auch schon lange nicht mehr diskutiert.
Mehr Einfluss verlangt
„Osten erglüht, China ist jung.“ Die Wachstumshoffnungen, die man nach wie vor in der HSBC-Zentrale mit dem Reich der Mitte verbindet, erinnern an ein FDJ-Lied von Paul Wiens. „Rote Sonne grüßt Mao Tsetung“, lautet dessen zweite Zeile. Die Bank wird sich schwertun, Forderungen aus Peking nach mehr Einfluss abzuwehren, solange sie auf sagenhafte Gewinne im Perlflussdelta hofft.