Privatisierung von Swisscom wird zum Thema
Swisscom
Privatisierung wird zum Thema
Von Daniel Zulauf
Was Swisscom in Italien vorhat, lässt sich nicht mehr mit einem staatlichen Auftrag vereinbaren. Die Schweiz wird über eine Vollprivatisierung ihrer Telefongesellschaft nachdenken müssen.
Swisscom möchte das italienische Geschäft von Vodafone kaufen und ist bereit, dafür 8 Mrd. Euro auf den Tisch zu legen. Es ist eine stattliche Summe, die sich die immer noch mehrheitlich im Staatbesitz stehende Schweizer Telefongesellschaft für diesen Expansionsschritt leisten will. Zum Beispiel entspricht der Betrag dem Sechseinhalbfachen der jährlichen Dividendenausschüttung, die den Aktionären seit mehr als zehn Jahren unverändert zukommt. Und nicht zuletzt ist die Kaufsumme, auf die sich die beiden Parteien vorläufig geeinigt haben, höher als die aktuelle Nettoverschuldung von Swisscom (7 Mrd. sfr).
Die Verschuldung entspricht in etwa dem 1,5-fachen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Sie ist niedrig, auch weil es die staatliche Mehrheitseigentümerin so will. Die maximale Verschuldungsgrenze liegt derzeit beim 2,4-fachen Ebitda. Diesen Wert könnte eine Akquisition von Vodafone Italien ritzen, zumal die Transaktion vollständig über Schulden finanziert werden müsste. Allein diese Tatsache würden schon reichen, dass die Schweiz über eine vollständige Privatisierung ihrer Telefongesellschaft diskutieren muss. Die Schweizer sind keine Privatisierungsturbos. Post und Bahn sind hierzulande immer noch vollumfänglich im Staatsbesitz. Von den 24 Kantonalbanken (das Äquivalent zu Landesbanken) genießen 21 nach wie vor eine volle Staatsgarantie, an der niemand ernsthaft zu rütteln wagt. Von der Privatisierung von Autobahnen oder gar von Schulen und anderen staatlichen Leistungen spricht in der Schweiz sowieso niemand.
Diese Privatisierungsphobie hat gute Gründe. Die Schweiz fährt gut mit ihrem System und das Land benötigt auch keine finanziellen Mittel aus dem Verkauf von Staatsbesitz. Doch im Fall von Swisscom geht es nun um die Frage, ob der Staat und dessen Steuerzahler eine kostspielige und zweifellos nicht risikofreie Auslandsexpansion weiter mittragen sollen. Den ersten Schritt, die Übernahme der italienischen Fastweb vor 16 Jahren, hat Swisscom gemacht und dafür 7 Mrd. sfr ausgelegt. Davon ist bislang kaum etwas an die Aktionäre zurückgeflossen. Nun soll Fastweb also mit einer weiteren Milliardeninvestition valorisiert werden. Aber Staaten sollten keine unsicheren Wetten auf ausländische Märkte eingehen. Spätestens jetzt muss sich die Schweiz fragen, ob sie weiter Eigentümerin von Swisscom bleiben will.