Die US-Notenbank Federal Reserve hat den Leitzins in einem großen Schritt deutlich nach unten gehievt, und der US-Aktienmarkt hat dies – wenn auch mit einem Tag Verspätung – mit neuen Rekordständen beim Leitindex S&P 500 und beim Traditionsindex Dow Jones gefeiert. Dahinter steht natürlich das Kalkül, dass sich die Finanzierungskonditionen für börsennotierte Unternehmen verbessern und sich diese Kostenersparnisse in den Ergebnissen der Unternehmen niederschlagen dürften.

Nicht übersehen werden sollte jedoch, dass der große Schritt das Eingeständnis der Fed darstellt, dass die US-Konjunktur alles andere als rund läuft. Dies zeigt sich auch in den veröffentlichten Erwartungen der Mitglieder des für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschusses der Notenbank, die nun von zwei oder gar drei weiteren Zinsschritten im laufenden Jahr ausgehen. Man darf wohl zu Recht anmerken, dass die Damen und Herren rund um Fed-Chairman Jerome Powell äußerst besorgt sein müssen, wenn sie derart stark an der Zinsschraube drehen. Zu dem Spiel, das man als Notenbanker beherrschen muss, gehört auch, dass Powell gleichwohl gute Miene machte und auf der Pressekonferenz zum Zinsentscheid betonte, die US-Konjunktur erweise sich als robust. Wenn man sich aber die für die Konjunkturentwicklung relevanten Informationen ansieht, wird schnell klar, dass die Lage insbesondere in den konsumnahen Bereichen alles andere als gut aussieht. Dass die offiziellen Konjunkturdaten der US-Regierung vor den Wahlen dies aber kaum zeigen, liegt daran, dass gegenwärtig zahlreiche Gestaltungsspielräume ausgenutzt werden – und die Zahlen werden dann in auffällig groß ausfallenden Korrekturen für die zurückliegenden Monate wieder korrigiert.

Dies ist natürlich auch den Akteuren am US-Aktienmarkt bewusst, aber ebenso die Tatsache, dass weite Teile des Marktes – allen voran Technologie und Banken – kaum noch von der US-Binnenkonjunktur abhängig sind. Dies gilt übrigens, wenn man mal vom Autosektor absieht, auch für den Dax, der sich trotz Rezession in Deutschland ebenfalls auf Rekordniveau befindet.