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Rheinmetall zu heiß gelaufen

Die Aktienkurse von Rheinmetall und anderen deutschen Rüstungsunternehmen sind zu heiß gelaufen. Möglicherweise sind die Aussichten für die Konzerne weniger gut als derzeit vom Aktienmarkt antizipiert.

Rheinmetall zu heiß gelaufen

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Rheinmetall zu heiß gelaufen

Von Dieter Kuckelkorn

Rheinmetall hat zuletzt eine wahre Auftragsflut akquirieren können, darunter den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte von der Bundeswehr, die große Mengen Artilleriemunition ordert. Den Kurs der Aktie hat das nicht mehr antreiben können. Dasselbe gilt für die aktuelle Nachricht der Gründung eines neuen Gemeinschaftsunternehmen zum Bau von Transportern für Spezialeinsatzkräfte. Der Aktienkurs quittierte das am Dienstag mit einem Kursrückgang.

Der Grund dafür dürfte darin liegen, dass die Aktie im Vergleich zu anderen Werten aus der internationalen Rüstungsindustrie schlicht zu heiß gelaufen ist. Im bisherigen Jahresverlauf steht bereits ein Kursanstieg von fast 70% zu Buche, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Ergebnisse der vergangenen zwölf Monate liegt bei knapp über 40, was für ein Industrieunternehmen ein stolzer Wert ist. Ähnliches gilt für andere deutsche Rüstungstitel: Renk kommt auf ein KGV von knapp 119 und Hensoldt auf 60. Andere europäische Aktien aus dem Bereich Defense sehen da schon günstiger aus, meist mit KGVs zwischen 20 und 30. Bei diesen Titeln war auch die Kursentwicklung meist zurückhaltender. Jenseits des Atlantiks sieht es ebenfalls gemäßigter aus, beispielsweise mit einem KGV des weltgrößten Rüstungskonzerns Lockheed-Martin von 17.

Nun lässt sich argumentieren, dass Rheinmetall genau das produziert, was derzeit besonders gefragt ist, beispielsweise die in der Ukraine zur Neige gehende Artilleriemunition. Allerdings verkraftet Europa keinen Anstieg der Rüstungsausgaben ins Unermessliche. Und außerdem bleibt das Hauptproblem der westlichen Rüstungsindustrie bestehen: Im Gegensatz zu den Produkten der Konkurrenz aus anderen Teilen der Welt sind ihre Erzeugnisse einfach zu teuer geworden, als dass sie in großen Mengen gekauft werden könnten und die Produktionskapazitäten der Konzerne sind dementsprechend klein. Es ist davon auszugehen, dass die Anleger dies über kurz oder lang genauso beurteilen werden, womit eine Korrektur der überteuerten Aktien anstünde.

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