Philips

Riskanter Fokus

Die Gewinneinbußen im vergangenen Jahr werfen Philips auf dem Weg zu den Mittelfristzielen zurück. Auch die Aktienrückkäufe könnten mit Fragezeichen versehen werden.

Riskanter Fokus

Eigentlich ist der Verkauf von Medizintechnik ein vergleichsweise stabiles und gut prognostizierbares Geschäft. Doch bei Philips kommt es derzeit knüppeldick. Der Rückruf von Beatmungsgeräten wird teurer als gedacht und die Engpässe in der Beschaffung nehmen zu. Vor allem Elektronikteile fehlen – ein Problem, das auch anderen Branchen, etwa der Autoindustrie, zu schaffen macht. Zusätzlich kommt es zur Verschiebung von Installationen in Krankenhäusern. All das führt zu einer deftigen Gewinnwarnung und einem Absturz des Aktienkurses. Analysten sprechen von einem erneuten Schlag für die Glaubwürdigkeit des Unternehmens.

Mehr denn je bekommen die Niederländer zu spüren, dass die Redimensionierung vom Industriekonglomerat mit globaler Bedeutung, das Unterhaltungselektronik, Beleuchtung, Haushaltsgeräte und Halbleiter produziert, zum Medizintechnikspezialisten auch Schattenseiten hat. Die Fokussierung verringert die Streuung von Geschäftsrisiken, die Abhängigkeit von staatlichen oder quasistaatlichen Einrichtungen und die Anfälligkeit in Sachen Produkthaftung nehmen zu. Was nichts daran ändert, dass der Komplettrückzug beispielsweise aus der Herstellung von Elektroartikeln angesichts der Billigkonkurrenz aus Asien alternativlos war.

Im neuen Jahr wird Philips an der ein oder anderen Stelle von Nachholeffekten profitieren. Das sollte zu einer Erholung des Geschäfts beitragen. Spannend wird sein, ob die vor gut einem Jahr präsentierten Mittelfristziele zu halten sind. Philips hat sich vorgenommen, das vergleichbare Umsatzwachstum auf 5 bis 6% im Jahr zu beschleunigen und die operative Marge bis 2025 in den oberen Zehnerbereich zu befördern. Da bedeutet der Margenrückgang im vergangenen Jahr auf etwa 12% des Umsatzes einen kapitalen Rückschlag.

Auch die Aktienrückkäufe könnten mit Fragezeichen versehen werden. Der Verkauf der Haushaltsgerätesparte hat zwar viel Geld in die Kasse gespült. Aber mit der steigenden Zahl zurückgerufener Geräte zur Behandlung von Atemaussetzern im Schlaf steigen auch die Klagerisiken.

Derzeit geht es nur um die Kosten für Reparatursets und Ersatzgeräte, und die sind schon hoch genug. Die eigentliche Belastung kommt, sollte eine Welle von Schadenersatzklagen von Patienten auf den Konzern zurollen, die ihre Krebserkrankung auf die Benutzung von Philips-Beatmungsgeräten zurückführen. Die Reaktion eines vorsichtigen Kaufmanns wäre, angesichts dieser Risiken das Geld beisammenzuhalten.

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