Rückversicherer im Höhenrausch
Munich Re
Rückversicherer im Höhenrausch
Von Stefan Kroneck
Die Rückversicherer haben einen guten Lauf. Solange die Leitzinsen nicht auf breiter Front sinken, dürfte die Party weitergehen.
Rückversicherer sorgen für gute Laune bei den Anlegern. Das verdeutlicht die Kursentwicklung der großen drei der Branche. Seit Mitte 2022 hat sich der Wert der Aktie des Marktführers Munich Re nahezu verdoppelt. Am Dienstag erreichte der Titel der Gesellschaft mit Sitz in München ein neues Allzeithoch. Im gleichen Zeitraum legten die Papiere von Hannover Rück um 70% und die von Swiss Re um fast 60% zu. Die diesjährige Bilanzsaison verlief für das Trio sehr gut.
Dass der Anteilschein des Branchenprimus sogar höhere Zuwächse verzeichnet als seine beiden Wettbewerber, könnte mit den strukturellen Größenvorteilen der Munich Re bei den operativen Aktivitäten zusammenhängen. Investoren honorieren das. Sowohl das Rück- als auch das Erstversicherungsgeschäft, welches die Düsseldorfer Konzerntochter Ergo trägt, laufen für das traditionsreiche Dax-Unternehmen derzeit wie geschnitten Brot.
Margenschub
Für den größten Rückversicherer der Welt im Besonderen und für die Assekuranz im Allgemeinen sind es goldene Zeiten. Die gestiegenen Marktzinsen nach dem Ende einer langjährigen Zinsflaute sorgen für deutlichen Rückenwind bei den Kapitalanlageerträgen. Hinzu kommt eine wachsende Nachfrage nach Rückversicherungsdeckungen, insbesondere im Bereich Naturkatastrophen. Das treibt seit einiger Zeit die Preise der Anbieter. Im Fachjargon spricht man von einem „harten“ Markt.
Zugleich profitieren die Rückversicherer von dem Wetterphänomen El Niño in Äquatornähe. Das führt zu einem günstigeren Verlauf tropischer Wirbelstürme im Nordatlantik. Die zurückliegende Hurrikan-Saison, ein wichtiger Gradmesser für die Schadenbelastungen der Branche, fiel milde aus. Das könnte sich in diesem Jahr wiederholen.
Beides zusammen treibt die operativen Margen der Adressen. Die Rückversicherer befinden sich im Höhenrausch. Für die Aktionäre der Munich Re heißt das, dass sie sich nach einem angekündigten deutlichen Dividendenplus auf weiter wachsende Gewinnausschüttungen einstellen können. Das signalisiert der angepeilte Gewinnanstieg des Vorstands von mindestens 9%.
Die Party geht also weiter – vorausgesetzt, die Konzernführung erreicht 2024 ihre Vorgaben. Holprig wird es für die Anteilseigner erst dann, wenn die führenden Notenbanken auf breiter Front die Leitzinsen senken und zugleich das zyklische Hoch der Branche endet. Das würde bedeuten, dass die Kapitalanlageerträge schrumpfen und die Renditen im Kerngeschäft unter Druck geraten. Bis das eintritt, dürfte noch einige Zeit vergehen.