Russlands Stigma
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Dass Russland immer offenkundiger Richtung Zahlungsausfall schlittert, sei vor allem von großer symbolischer Bedeutung, heißt es mit Ablauf einer einschlägigen Gnadenfrist allenthalben. Nun: Es kommt drauf an, wen man fragt. Für den russischen Staat trifft das zu. Es geht um vergleichsweise mickrige Beträge. Der Kreml hat – leider – keine Probleme, seine Beamten in Ministerien und Soldaten in Uniformen zu bezahlen. Sprudelnden Öl- und Gaseinnahmen sei Dank. Für russische Konzerne kann das Stigma, das mit einem Zahlungsausfall des Staates einhergeht, hingegen gravierende Folgen haben. „Eine Zahlungsunfähigkeit erschwert auch die Schuldentilgung und Kreditaufnahme des Privatsektors, dessen Auslandsverschuldung etwa viermal höher ist als die des russischen Staates“, gibt Ratinganalyst Levon Kameryan von der Agentur Scope zu bedenken. Einer der wenigen Kommentare, die Bonitätswächter wegen der Sanktionen überhaupt noch zu Russland abgeben. Und auch für Investoren geht es um weit mehr als Symbolik – nämlich um die Frage, ob sie für milliardenschwere Kreditausfälle entschädigt werden.