SAP ist von Big Tech schlecht beraten
SAP
Von Big Tech schlecht beraten
Von Heidi Rohde
Unlauterer Wettbewerb im Umgang mit jungen innovativen Rivalen
hat bei Big Tech mittlerweile Tradition. SAP sollte sich das nicht zum Vorbild nehmen.
Weltklasse-Software made in Germany ist bekanntlich eine Rarität. Sie war seit Jahrzehnten ausschließlich im beschaulichen Walldorf zu finden, wo SAP ihren Ruf als Software-Ikone begründet und sich auf Augenhöhe mit US-Wettbewerbern wie Oracle, Salesforce oder auch Microsoft gebracht hat. Nun schickt sich das Münchner Software-Start-up Celonis seit einiger Zeit an, SAP ein Alleinstellungsmerkmal hierzulande streitig zu machen: Auch das milliardenschwere Unicorn nimmt für seine Software zur Geschäftsprozessoptimierung das Gütesiegel „Weltklasse“ in Anspruch.
Der Umgang mit jungen innovativen Rivalen ist SAP an sich nicht fremd. Schon einmal sah sich der Konzern in den USA von Newcomern bedrängt, die SAP mit neuen Softwareprodukten zur Steuerung von Kundenbeziehungen oder Lieferketten auf die Plätze verwiesen. Angesichts dieser schmerzhaften Erfahrung haben die Walldorfer gelernt und sich dabei die Methode von Big Tech zum Vorbild genommen. Erstens: zukaufen geht schneller als selbst entwickeln. Und der eleganteste Weg ist mitunter die Akquisition des jungen Rivalen, bevor er zu unbequem werden kann. Allerdings ist dieser inzwischen mit Steinen gepflastert, seit die Kartellwächter derlei Deals mit Argwohn betrachten.
Partnerschaft mit Celonis hinfällig
Mit Celonis, die anfangs von SAP gefördert wurde, ist sich der Softwarekonzern dann nicht einig geworden. Daraufhin entschied sich der Vorstand für den Kauf von Signavio, um im lukrativen Bereich der Geschäftsprozess-Optimierung das Feld nicht dem Wettbewerb zu überlassen. Dass die Partnerschaft mit Celonis daraufhin hinfällig war, dürfte dem Münchner Start-up bei aller „Weltklasse“ einige Kopfschmerzen bereiten, denn die riesige SAP-Kundenbasis war ein reichweitenstarker Vertriebskanal, auf den Celonis nun verzichten muss.
Für den Fall, dass dies nicht ausreicht, um einen jungen Rivalen auf Distanz zu halten, hat Big Tech allerdings noch einen Rat bereit, und der lautet: Zweitens hilft die Selbstbevorzugung. Die Klage von Celonis erweckt den Anschein, als würde SAP das Celonis-Produkt mit denselben Methoden diskreditieren, mit denen Microsoft gerne versucht hat, sich Rivalen wie einst Netscape oder kürzlich Slack vom Hals zu schaffen. Aber an dieser Stelle sollte SAP der Versuchung widerstehen, auf „Augenhöhe“ mit Microsoft zu kommen.