Finanzinvestoren

Schnell noch an die Börse

Mit dem Börsengang des Softwareherstellers Suse liegt der Finanzinvestor EQT thematisch im Trend. Was zur digitalen Infrastruktur beiträgt, kommt am Kapitalmarkt gut an. Zudem haben billionenschwere staatliche Konjunkturprogramme und der offene...

Schnell noch an die Börse

Mit dem Börsengang des Softwareherstellers Suse liegt der Finanzinvestor EQT thematisch im Trend. Was zur digitalen Infrastruktur beiträgt, kommt am Kapitalmarkt gut an. Zudem haben billionenschwere staatliche Konjunkturprogramme und der offene Geldhahn der Notenbanken sowie die wirtschaftliche Erholung von der Pandemie in China und den USA die Aktienkurse weltweit nach oben getrieben. Etliche Private-Equity-Häuser hoffen, dass sie an der Börse einen höheren Preis für ihre Firmen erzielen als beim Verkauf an einen Konkurrenten oder an einen Finanzinvestor.

Neben frischem Kapital für die Unternehmen, das mit neuen Aktien hereingeholt wird, versilbern die Beteiligungsgesellschaften einen Teil ihrer Anteile. Parallel zu Suse streben auch der Online-Neuwagenhändler Meinauto aus dem Besitz von Hg Capital und die Laborkette Synlab aus dem Portfolio von Cinven an die Börse. Fast gibt es schon ein kleines Gedrängel beim Kassemachen per IPO.

Bereits Ende Januar war der von Softbank gestützte Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 mit einer 1,8 Mrd. Euro schweren Emission vorgeprescht. Die Aktien liegen mit gut 46 Euro derzeit um ein Fünftel über dem Ausgabepreis. Doch die Bewertungen, die solche Unternehmen noch vor ein oder zwei Monaten erhalten hätten, sind jetzt nicht mehr zu bekommen. Die Investoren sind wählerischer geworden. Sie sind inzwischen weniger interessiert an Pandemie-Gewinnern, die bald wieder verlieren könnten, und stattdessen stärker daran interessiert, sich in „Recovery Plays“ einzukaufen, um sich in Branchen zu engagieren, die während der Pandemie zu kämpfen hatten, sich aber jetzt erholen. Außerdem trüben das Desaster von Deliveroo und die gestiegenen Anleiherenditen die Stimmung für neue Aktien.

Die Bewertungen wachsen nicht mehr in den Himmel. Mal eben noch schnell Kasse machen – das geht nicht mehr. Das muss Cinven mit Synlab schmerzlich erfahren. Europas größte Laborkette hatte für ihren Börsengang ein Milliardenvolumen angepeilt. Mit 772 Mill. Euro fällt er nun deutlich kleiner aus. Die Aktien dürften am heutigen Dienstag mit 18 Euro am unteren Ende der Preisspanne, die bis 23 Euro reichte, zugeteilt werden. Damit sich aus der geringeren Nachfrage als erhofft trotzdem noch ein guter erster Kurs ergibt, haben sich die Alteigentümer um Cinven entschieden, weniger Synlab-Aktien zu verkaufen als zunächst geplant. Die Investoren hingegen fürchten, dass die Umsätze der Laborkette mit Coronatests – ein Viertel vom Geschäft – mittelfristig deutlich geringer ausfallen.

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