Die schwarzen Schafe sind nicht das Problem
Genossenschaftsbanken
Schwarze Schafe nicht das Problem
Von Philipp Habdank
Unter den Genossenschaftsbanken mehren sich die Krisenfälle. Ob in Schmalkalden, Dortmund-Nordwest oder zuletzt in Düsseldorf Neuss: Gleich drei Genossenschaftsbanken landeten in der Sicherungseinrichtung des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Der „Platow Brief“ hat nun berichtet, dass die Raiffeisenbank Hochtaunus – im Markt unter der Marke „Meine Bank“ unterwegs – der nächste Fall sein könnte. Die Bank, die Ende 2022 bis auf die Hauptgeschäftsstelle alle Filialen geschlossen hatte, soll sich im Immobiliengeschäft verhoben haben.
Kommunikativ zeigt die Bank in der Sache Luft nach oben und war am Freitag für eine Stellungnahme bis zum frühen Nachmittag telefonisch nicht zu erreichen, übermittelte dann aber letztendlich doch noch eine ausführliche schriftliche Stellungnahme. Darin weist sie die vom „Platow Brief“ erhoben Vorwürfe scharf zurück. „Wir möchten unmissverständlich klarstellen, dass die im Platow Brief verbreiteten Vermutungen unbegründet und haltlos sind“, heißt es wörtlich.
Raiffeisenbank Hochtaunus weist Vorwürfe zurück
Die Bank habe sich in der Vergangenheit und aktuell erfolgreich auf die Immobilien- und Bauträgerfinanzierung spezialisiert, was die Jahresabschlüsse der vergangenen Jahre deutlich zeigen würden. Für den vollständigen Geschäftsbericht verweist die Bank auf ihrer Homepage allerdings auf den Bundesanzeiger, dem einer Sprecherin zufolge alle Geschäftsberichte fristgemäß übermittelt worden seien. Der aktuellste im Bundeszeiger verfügbare Bericht datiert aus dem Jahr 2022. Darüber hinaus stellt die Bank klar, „dass keinerlei Unterstützungserfordernis durch die Sicherungseinrichtung des BVR besteht oder absehbar ist“.
Die Raiffeisenbank Hochtaunus wäre allerdings nicht das erste genossenschaftliche Institut, das sich im Immobiliengeschäft verhoben hätte. Die Skandalbank Schmalkalden hatte sich mit Immobilien verzockt. Sind das Einzelfälle? Um das zu sagen, fehlt der Einblick, wie viele der knapp 700 Genossenschaftsbanken während der Niedrigzinsphase riskante Geschäfte eingegangen sind, die ihnen künftig um die Ohren fliegen könnten. Betrugsfälle wie bei der Volksbank Düsseldorf Neuss bieten vielleicht Potenzial für eine unterhaltsame Netflix-Serie. Doch es sind die riskanten Geschäfte abseits des Kerngeschäfts anderer Genossenschaftsbanken, in denen eventuell größere systemische Risiken schlummern.
Update vom 21.10. um 17.30 Uhr
In einer älteren Version des Artikels hieß es irrtümlich, dass der neueste im Bundesanzeiger verfügbare Geschäftsbericht aus dem Jahr 2021 datiert.
Das größte Risiko sind nicht wenige Skandal- buden. Viel gefährlicher für den Genossenschaftssektor sind Häuser, die sich im Kerngeschäft verhoben haben.