Ob der 47. Präsident der USA Donald Trump oder Kamala Harris heißen wird, hängt nicht von der Zahl der Direktstimmen, sondern vielmehr dem „Electoral College“ ab. Denn 1787 sprachen sich die Gründerväter bei dem Verfassungskonvent gegen eine Wahl aus, bei der nur die Direktstimmen zählen. Auch lehnten sie ein parlamentarisches System ab, bei dem der Kongress den Präsidenten wählt. Um auch kleineren Staaten ein adäquates Mitspracherecht zu geben, einigten sich die „founding fathers“ auf das Elektorensystem. 

Folglich schrieben sie in die Verfassung, dass jeder Staat so viele Elektoren – auch „Wahlmänner“ genannt – erhält, wie er Repräsentanten im Kongress hat. Wer die Mehrheit für sich verbucht, also mindestens 270 von 538, gewinnt die Wahl. Umstritten ist das System, weil in allen Staaten bis auf Nebraska und Maine ein Kandidat schon sämtliche Wahlmänner bekommt, wenn er auch nur 50,1% der Direktstimmen erhält. Dadurch wird die Wahl faktisch nur durch sieben sogenannte „swing states“ entschieden: Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, North Carolina, Georgia, Arizona und Nevada. 

In diesen Staaten liegen Trump und Harris Kopf an Kopf. Wer dort die Nase vorn hat, wird von mehreren Faktoren bestimmt: den Stimmen ethnischer Minderheiten, neben Afroamerikanern und Latinos auch jüdische und muslimische Wähler. Eine zentrale Rolle spielen auch jüngere Menschen und insbesondere Frauen. Nicht zuletzt könnte die Wahlbeteiligung entscheidend sein. Experten rechnen damit, dass mehr als 160 Millionen Amerikaner ihre Stimme abgeben werden und die Rekordbeteiligung vom Jahr 2020 übertroffen wird. Möglich ist auch, dass am 5. November der Sieger noch nicht feststehen wird.