Spielball der US-Notenbank
Ölmarkt
Spielball der
US-Notenbank
Von Dieter Kuckelkorn
Der Ölpreis hat sich zuletzt wieder sehr volatil gezeigt. Die Notierung der führenden Ölsorte Brent Crude fiel zuletzt unter 73 Dollar für ein Barrel (159 Liter), um sich dann aber wieder deutlich zu erholen. Vor dem Wochenende wurde die Sorte dann zu mehr als 76 Dollar gehandelt. Und nicht vergessen werden sollte auch, dass der Ölpreis Ende September noch bei fast 100 Dollar lag. Diese ungewöhnlich hohe Volatilität spiegelt die gegenwärtige Unsicherheit der Akteure am Ölterminmarkt wider.
Aktuell orientiert sich der Markt fast ausschließlich an der US-Notenbank Fed. Als sich bei den Marktteilnehmern die Überzeugung durchsetzte, dass der Leitzins in den USA länger auf hohem Niveau bleiben könnte als zuvor gedacht, gab der Ölpreis bis unter 73 Dollar nach. Als dann Fed-Chairman Powell klarstellte, dass es wohl keine weiteren Leitzinserhöhungen mehr geben wird, setzte eine deutliche Erholung ein, die den Ölpreis wieder über die Marke von 76 Dollar hievte.
Damit ist klar erkennbar, dass es am Ölmarkt wieder einmal eine sehr auffällige Diskrepanz gibt zwischen dem aktuellen Geschehen an den Terminmärkten und dem physikalischen Ölmarkt, der weit weniger stark von der amerikanischen Notenbank abhängig ist, als die aktuellen Preisbewegungen implizieren. Dies liegt beispielsweise daran, dass ein großer Teil der Nachfrage aus China und anderen Weltregionen kommt und dass es eine lange Wirkungsverzögerung gibt, bis Notenbankentscheidungen in der Realwirtschaft ankommen und damit den Ölverbrauch tatsächlich beeinflussen.
Ein solcher Marktzustand wie aktuell hat sich in der Vergangenheit nicht lange gehalten, und es ist auch nicht zu erwarten, dass das diesmal der Fall sein wird. Insofern ist davon auszugehen, dass der Ölpreis im neuen Jahr wieder in die Preisspanne zwischen 80 und 100 Dollar für das Barrel Brent zurückkehrt, die vom Produzentenkartell Opec plus angestrebt wird. Ein Ölpreis unter 80 Dollar ist für die großen Produzenten inakzeptabel, weil beispielsweise Saudi-Arabien einen ausgeglichenen Staatshaushalt anstreben muss. Diesen Realitäten werden sich die Terminmärkte nicht auf Dauer verschließen können.