Washington

Trumps Flirt mit der Präsidentschaft

Donald Trump spielt mit dem Gedanken, sich wieder als Präsidentschaftskandidat aufstellen zu lassen. Zwar wäre er der klare Favorit unter den Republikanern, müsste aber dennoch einige Hürden nehmen.

Trumps Flirt mit der Präsidentschaft

Kommende Woche jährt sich zum ersten Mal jener gewalttätige Aufstand im US-Kapitol, mit dem der damalige US-Präsident Donald Trump gehofft hatte, die Bestätigung von Joe Bidens Wahlsieg zu verhindern. Damals spekulierten politische Experten über die Möglichkeit, dass Trump sich wegen seiner hetzerischen Rede und seiner aktiven Rolle bei der Vorbereitung des Putschversuchs vor Gericht würde verantworten müssen. Trump aber hat andere Pläne: Ungeachtet der laufenden Ermittlungen im Kongress, deren rechtliche Folgen noch nicht abzusehen sind, stellt er bereits die Weichen für sein politisches Comeback.

Unterstützt wird er dabei von konservativen Medienorganisationen sowie wohlhabenden Geldgebern, die um jeden Preis den Demokraten Joe Biden aus dem Amt jagen wollen. Die Federführung hat dabei die Organisation „Make America Great Again, Again“ (MAGAA) übernommen. Für das politische Aktionskomitee (PAC) arbeiten unter anderem Richard Grenell, der ehemalige US-Botschafter in Berlin und später Trumps oberster Geheimdienstchef, sowie zahlreiche andere Top-Berater während seiner Präsidentschaft.

„Wenn Trump 2024 wieder antritt, dann wäre er der klare Favorit für die republikanische Kandidatur“, sagt der MAGAA-Funktionär Tony Fabrizio. Insbesondere ist Fabrizio aufgrund der eigenen Umfragen überzeugt, dass der ehemalige Präsident in jenen „Swing States“, die einen hohen Anteil an Wechselwählern haben und Biden letztes Jahr zum Sieg verhalfen, bei einem weiteren Anlauf einen Durchmarsch feiern würde.

Von seinen Sponsoren beflügelt, bläst der Unternehmer zum Angriff. Auf einer gemeinsamen Tournee mit der konservativen Fernsehpersönlichkeit Bill O’Reilly wiederholte Trump in halb vollen Sporthallen die „große Lüge“, wonach Biden und die Demokraten die Wahl angeblich „gestohlen“ hätten. Auch richtete Trump auf seinem Wohnsitz Mar-a-Lago dieses Jahr mehr als dreißig Veranstaltungen aus, bei denen Spender stattliche Summen zahlten, um einen Abend mit dem ehemaligen Präsidenten zu verbringen. Zu den Gästen zählten Unternehmer, Finanziers, Stars des Fernsehnetzwerks Fox und republikanische Politiker.

Nicht auszuschließen ist, dass die laufenden Kongressermittlungen über die Hintergründe des Kapitolaufstands rechtliche Folgen für Trump haben werden und eine Kandidatur erschweren würden. Das aber wäre nicht seine einzige Hürde. Möglich ist nämlich auch, dass einer der aufstrebenden Republikaner, die ebenfalls mit dem mächtigsten Amt im Land liebäugeln, ihm am Ende einen Strich durch die Rechnung macht.

Als aussichtsreichster Anwärter auf die Kandidatur gilt derzeit Floridas Gouverneur Ron DeSantis, ein glühender Anhänger des 45. Präsidenten, der dennoch durchblicken lassen hat, dass er gern die Rolle des Thronfolgers im konservativen Parteiflügel übernehmen würde. Mit der möglichen Kandidatur im Hinterkopf ist der 43-Jährige vorsichtig auf Distanz zu seinem Vorbild gegangen. Unter anderem forderte er Trump auf, während der Corona-Pandemie in Florida keine Massenveranstaltungen mehr ab­zuhalten.

Trump weiß, wie es um die Beliebtheit des Senkrechtstarters bestellt ist. Anstatt, wie er dies bei fast allen anderen Kritikern versucht, ihn zu diskreditieren, will er den Gouverneur bei Laune halten und spielt mit dem Gedanken, DeSantis die Vizepräsidentschaft anzubieten. Zu den anderen „Trumpia­nern“, die laut über eine Präsidentschaftskandidatur nachdenken, zählen der ehemalige Außenminister Mike Pompeo, der texanische Gouverneur Greg Abbott und kein Geringerer als Trumps ältester Sohn Don Junior.

Moderate Republikaner stehen den Ambitionen des Ex-Präsidenten hingegen kritisch gegenüber. Sie erinnern daran, dass er die Nation tief gespalten hat und sich als unfähig erwiesen hatte, seine politische Basis zu verbreitern. Sie würden einen Kandidaten wie Virginias frisch gewählten Gouverneur Glenn Youngkin vorziehen. Youngkin hatte einerseits Trumps Basis bei Laune halten können und mit gemäßigten Positionen, etwa der Anerkennung des Klimawandels und der Notwendigkeit von Corona-Impfungen, auch moderate Wähler begeistern können.

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