Washington

Turbulenzen am Himmel über Amerika

Immer wieder rasten Flugpassagiere hoch über den Wolken aus. Für das Flugpersonal werden die Arbeitsbedingungen so zunehmend anstrengend. Anstrengend bleibt auch Ex-Präsident Donald Trump.

Turbulenzen am Himmel über Amerika

Ungeachtet der im internationalen Vergleich hohen Impfquote in den USA und der beschleunigten Öffnung der Wirtschaft treibt die Coronavirus-Pandemie in den USA weiter skurrile Blüten. Nach Angaben der Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) hat nämlich die Zahl der Passagiere, die bei 10000 Meter Flughöhe wüten, toben, andere Gäste und selbst Flugpersonal überfallen, Rekordhöhen erreicht. So wurden allein seit Jahresbeginn mehr als 3000 Fälle von aufsässigem Verhalten an Bord einer Linienmaschine gemeldet.

Besorgniserregend ist nach Darstellung von FAA-Chef Steve Dickson, dass fast 80% der gemeldeten Störungen mit der Weigerung von Passagieren zusammenhängen, während des Fluges dem Gesetz zu folgen und eine Maske zu tragen. Laut Dickson sind Flugzeuge „das sicherste Verkehrsmittel überhaupt, und wir müssen alles Notwendige unternehmen, um sicherzustellen, dass das so bleibt“.

Erst im Januar führte die Behörde eine Null-Toleranz-Politik ein. Diese soll „aufsässigem Benehmen“ einen Riegel vorschieben. Durch die Regel, die im März unbefristet verlängert wurde, können Geldbußen zwischen 9000 und 35000 Dollar verhängt werden. Bei eklatanten Verstößen kann es auch zu Gefängnisstrafen kommen.

Eine Strafe von 52500 Dollar forderte die FAA etwa für einen Passagier in einer Maschine von Honolulu nach Seattle. Der Mann versuchte demnach, ins Cockpit zu den Piloten einzudringen, und schlug einer Flugbegleiterin ins Gesicht. Von den Handschellen, die ihm angelegt wurden, konnte er sich später befreien und griff das Personal erneut an.

Identifiziert hat die FAA dieses Jahr fast 400 Fälle, die strafbares Verhalten darstellen könnten, also mehr als doppelt so viele wie 2020 und das Zweieinhalbfache der Verstöße, die während des gesamten Jahres 2019 als mögliche Straftat klassifiziert wurden. Bedenklich ist die Tatsache, dass die verschärften Sanktionen bisher kaum einen Abschreckungseffekt entfaltet haben.

Nach Darstellung von Lyn Montgomery, einer langjährigen Flugbegleiterin und Gewerkschaftsvertreterin bei Southwest Airlines, kam es trotz der Null-Toleranz-Politik der Flugaufsicht zu immer neuen Zwischenfällen. So würden sich Passagiere ungeachtet gesetzlicher Vorschriften und mehrfacher Aufforderungen seitens des Personals partout weigern, sich die Maske über Mund und Nase zu ziehen. „Welchen Widerstand diese Menschen leisten und wozu sie bereit sind, ist manchmal unglaublich“, sagt Montgomery. Dies stelle eine akute Gefahr für Flugbegleiter, andere Passagiere und selbst die Piloten dar, meint sie und fordert die FAA auf, noch schärfere Strafen durchzusetzen. „Meine Kolleginnen und Kollegen haben mittlerweile Angst, zur Arbeit zu gehen, und das ist ein Zustand, der auf Dauer nicht tragbar ist.“

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Für wenig rühmliche Schlagzeilen sorgt auch nach wie vor der ehemalige Präsident Donald Trump. Erst kürzlich wurde nämlich bekannt, welche außerordentlichen Anstrengungen der 45. Präsident der Vereinigten Staaten und seine Handlanger nach der verlorenen Wahl unternahmen, um das Ergebnis zu kippen.

So behauptete das Weiße Haus in einer E-Mail an den damals neuen Justizminister Jeffrey Rosen, dass der Wahlmaschinenhersteller Dominion Voting Systems das Ergebnis in Michigan und anderen Swing States zugunsten des Siegers Joe Biden manipuliert habe. Diesen längst widerlegten Behauptungen solle das Ministerium nachgehen und den Obersten Gerichtshof einschalten, um Bidens Siege in Michigan, Wisconsin, Pennsylvania und Georgia für ungültig zu erklären.

Damit nicht genug. Trumps Stabschef Mark Meadows legte noch einmal nach und suchte die Schuld ausgerechnet in Rom. Er schickte Justizminister Rosen ein Video, welches beweisen sollte, dass die italienische Regierung über ferngesteuerte Satelliten Wahlmaschinen in den USA manipuliert haben soll. Weder Rosen noch der Supreme Court waren bereit, sich der unbewiesenen oder gar längst widerlegten Verschwörungstheorien ernsthaft anzunehmen.