Paris

Unterschätzte Folgen

Der Klimawandel wird Frankreich stärker treffen als bisher angenommen, so eine neue Studie. Gleichzeitig treibt die Inflation die Kosten der Olympischen Spiele, die 2024 in Paris stattfinden sollen.

Unterschätzte Folgen

Täglich grüßt das Murmeltier in Frankreich. „Die Temperaturen liegen wieder deutlich über dem jahreszeitlichen Durchschnitt“, erklärt der Sprecher des Radiosenders BFM Business Radio bei seiner morgendlichen Wettervorhersage um 7 Uhr 45. Frankreich hat nicht nur einen von mehreren Hitzewellen geprägten Sommer erlebt, sondern auch einen ungewöhnlich warmen Start in den Herbst. Im Südwesten des Landes kletterten die Temperaturen am Dienstag vor einer Woche bis auf 34 Grad. In Toulouse sanken sie selbst während der Nacht nicht unter 20 Grad. Das seien für einen Oktober extreme Werte, sagt Klimatologe Christophe Cassou vom Forschungsinstitut CNRS (Centre national de la recherche scientifique). Mit dem aktuellen Niveau der Erderwärmung habe Frankreich einen katastrophalen Sommer erlebt, meint er. Noch sei ein solcher Sommer die Ausnahme, doch um 2050 herum dürfte er die Regel werden. „Mitte des Jahrhunderts werden Temperaturen von mehr als 30 Grad im Oktober nicht mehr außergewöhnlich sein“, sagt Cassou.

Forscher des CNRS und von Météo-France haben im Rahmen einer Studie gerade neue Prognosen veröffentlicht, denen zufolge die Klimaerwärmung für Frankreich bisher unterschätzt worden ist. Demnach könnte der Klimawandel im Laufe des Jahrhunderts bis zu 50% stärker ausfallen als bisher angenommen. Sollten die Treibhausgas-Emissionen auf dem derzeitigen Niveau bleiben, könnte die Durchschnittstemperatur im Jahr 2100 3,8 Grad über denen zu Beginn des 20. Jahrhunderts liegen. „Die Klimaerwärmung ist in Frankreich viel stärker als bisher angenommen“, erklärt Aurélien Ribes, der Hauptautor der Studie. „Wir waren selber erstaunt.“ Auch wenn nun weitere Studien notwendig sind, um die Auswirkungen auf die einzelnen Regionen zu erforschen, steht jetzt schon fest, dass die Wasserressourcen in Frankreich ebenfalls stärker sinken dürften als erwartet. Die Hitze und die Dürre in diesem Sommer haben bereits einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben. Es sei noch dringender geboten, zu handeln, die Treibhausgas-Emissionen zu senken und die Gesellschaft anzupassen, appellieren die Autoren. Der Klimawandel werde zum größten Risiko überall auf der Welt, warnt auch der gerade von Axa veröffentlichte Future Risk Report.

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Höher als erwartet fallen auch die Kosten für die Olympischen Spiele aus, die 2024 in Paris stattfinden sollen. Hauptgrund sei die viel höhere Inflation, berichtet die Tageszeitung „Le Monde“. Die für den Bau der Olympia-Anlagen zuständige Gesellschaft Solideo (Société de livraison des ouvrages olympiques) habe ihr Budget seit Beginn des Jahres bereits um 150 Mill. Euro erhöhen müssen, um den durch den Ukraine-Krieg beschleunigten Preisanstieg bis 2025 ausgleichen zu können. Davon werde der Staat 96 Mill. Euro übernehmen. Die genaue Summe könnte sich noch etwas ändern, bis Solideo auf der Verwaltungsratssitzung des Organisationskomitees für die Olympischen und Paralympischen Spiele (Comité d’organisation des Jeux olympiques et paralympiques, Cojop) Mitte Dezember das aktualisierte Budget präsentiert. Die Gesellschaft hatte das Budget wegen der Inflation bereits im Juli 2021 um 175 Mill. Euro anheben müssen, wodurch sich die Beteiligung des Staates von 1,38 Mrd. auf 1,57 Mrd. Euro erhöhte. Während Solideo bereits 80% der Aufträge festgezurrt hat, kommt das Komitee offenbar erst auf 50%, so dass die restlichen Ausschreibungen jetzt voll von dem Preisanstieg betroffen sind. Dabei basierte das Budget bisher auf einer Inflationsprognose von 1,4%, doch zuletzt betrug die Teuerung in Frankreich 5,6%. Die Ausgaben für das Sicherheitspersonal stellen nun eines der größten Risiken für das Budget dar. Wegen Inflation und Personalmangel sind die Löhne der privaten Wachgesellschaften gestiegen. Die Kosten für die privaten Sicherheitskräfte dürften 75% der Sicherheitsausgaben der Olympischen Spiele ausmachen. Innenminister Gérald Darmanin schätzt, dass täglich 25000 Sicherheitskräfte zum Schutz der Olympischen Spiele notwendig sein werden.

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