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Vieles spricht gegen Tesla

Die Demokraten in den USA machen derzeit gegen Elon Musks Tesla-Konzern und die Aktie mobil, ein Zeichen für die mittlerweile extreme politische Polarisierung in den USA. Aber gegen die Aktie sprechen auch fundamentale Gründe.

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Von Dieter Kuckelkorn

Am Dienstag hatte Tim Walz, demokratischer Gouverneur von Minnesota und ehemaliger Kandidat der Demokratischen Partei für das Vizepräsidentenamt in den US-Wahlen vom November, einen ungewöhnlichen Auftritt im Rahmen eines Townhall Meetings. Er sagte, dass er angesichts der harten politischen Zeiten immer dann, wenn er eine Aufmunterung benötige, sich auf seinem Smartphone den Tesla-Kurs ansehe.

Kein direkter Boykott-Aufruf

Nun ruft Walz nicht direkt zum Tesla-Boykott auf, was angesichts möglicher Schadenersatzforderungen gegen ihn auch unklug wäre. Die Stoßrichtung ist aber eindeutig und der Aktienkurs von Tesla ist ja auch bereits stark unter Druck geraten: Der Wert der Aktie ist im Vergleich zum Allzeithoch um 51% eingebrochen.

Gegen die Energiewende?

Die Positionierung der Demokraten gegen einen der Vorzeigekonzerne der Energiewende, die der Demokratischen Partei eigentlich sehr am Herzen liegt, überrascht, ist aber natürlich damit zu erklären, dass es sich um den Konzern von Elon Musk handelt, der mit seiner DOGE-Organisation im Auftrag Trumps derzeit praktisch alle Vertreter der alten Biden-Regierung aus der gesamten Bundesverwaltung entfernt. Insofern ist sie ein weiterer Hinweis auf die inzwischen extreme politische Polarisierung in den USA.

Politische Einflussnahme nicht ungewöhnlich

Die politische Einflussnahme auf die Märkte ist übrigens in den USA nichts Ungewöhnliches, denkt man beispielsweise an das informelle „Plunge Protection Team“ der Wall Street, das auf Geheiß der Regierung immer dann mit Käufen aktiv wird, wenn es gilt, einen Aktienmarkt-Crash zu beenden. Ein anderes mögliches Beispiel ist die Beobachtung, dass in den vergangenen Jahren die türkische Lira am Devisenmarkt immer dann stark unter Druck geriet, wenn sich das Verhältnis des türkischen Präsidenten Erdogan zu US-Präsident Biden zwischenzeitlich deutlich verschlechterte.

Beinharter Wettbewerb

Aber sind die Demokraten gegen Tesla so erfolgreich, wie es der Einbruch des Aktienkurses suggeriert? Es gibt nämlich auch gute fundamentale Gründe, die gegen die Tesla-Aktie sprechen, beispielsweise die beinharte Konkurrenz im wichtigsten Markt China, wo BYD jetzt Ladeeinrichtungen vorgestellt hat, die doppelt so schnell laden wie Teslas Supercharger, womit sich die Dauer der Wiederbefüllung nicht mehr sehr vom Betanken eines Verbrenners unterscheidet. Starke Rückgänge der Verkäufe gibt es auch in anderen Märkten wie Deutschland. Und in der Analystenschar gibt es inzwischen eine große Fraktion, die lediglich zum Halten oder sogar zum Verkaufen der Aktie rät. Ihre Empfehlungen müssen die Analysten mit fundamentalen Argumenten untermauern, die politische Überzeugungen der Analysten spielen dabei in der Regel keine Rolle.

Die Äußerungen von Walz haben in den USA nicht nur deshalb Verwunderung ausgelöst, weil die Demokraten eigentlich Elektromobilität fördern. Walz hat nicht bedacht, dass der Pensionsfonds der Angestellten seines Bundesstaats Minnesota in Tesla investiert ist, mit nach neuesten Zahlen immerhin 3% der allokierten Mittel. Der Gouverneur hat damit nicht nur Tesla, sondern auch der Altersversorgung seiner eigenen Mitarbeiter geschadet.

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