Selten war eine Steuerschätzung so trügerisch wie in diesem Herbst. Schwindelerregende Zuwächse sagen die Schätzer für die nächsten Jahre voraus – doch Obacht. Die staatlichen Einnahmen sind inflationsgetrieben, beruhen sie doch auf nominalen und nicht auf preisbereinigten Bezugsgröße. Die staatliche Krisenintervention in die Wirtschaft zeichnet ein besseres Bild, als es der Realität entspricht. Dies schlägt sich in Steuereinnahmen aus Unternehmensgewinnen und von den Beschäftigten nieder. Eine Reihe von einnahmesenkenden Steuerrechtsnovellen berät noch das Parlament. Die Schätzer operieren nur mit dem verlässlichen Gesetzesblatt. Dafür ist bald noch einiges herunterzurechnen. Es ist gut, dass Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) auf der Ausgabenbremse steht. Es ist leichter, den Steuersäckel zuzuhalten, als später Ausgaben zu kürzen. Zudem hat Lindner verstanden: Eine expansivere Finanzpolitik würde die Schritte der Geldpolitik gegen die Inflation konterkarieren. Nun muss er noch Kurs halten.