Verlorenes Vertrauen
Verlorenes
Vertrauen
Inflation
Von Martin Pirkl
Die Inflation könnte sich in diesem Jahr bei 2% stabilisieren. Dennoch sorgen sich die Deutschen um die Preisentwicklung – ein Warnschuss für die EZB.
Die EZB ist bei der Bekämpfung der zu hohen Inflation auf der Zielgeraden. Trotz eines Anstiegs der Teuerung zum Jahreswechsel stehen die Chancen gut, dass die Notenbank den Preisanstieg in diesem Jahr bei 2% stabilisieren kann – auch wenn dies angesichts der Lohnentwicklung und der drohenden US-Strafzölle zumindest kein Selbstläufer wird.
Deutlich pessimistischer als die EZB blickt jedoch die Bevölkerung in die Zukunft. Wie aus mehreren Ende 2024 erschienenen Umfragen hervorgeht, ist die Inflation weiterhin eine der großen Sorgen der Menschen. So landete bei einer Befragung der deutschen Bevölkerung die Furcht vor steigenden Preisen auf Platz 1 und damit noch vor den Sorgen um eine Spaltung der Gesellschaft oder eine falsche Migrationspolitik.
Lieber zu niedrig als zu hoch
Der EZB und den nationalen Notenbanken sollte dies ein Warnschuss sein. Offenbar hat das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Arbeit durch den rasanten Inflationsanstieg ab 2021 nachhaltig gelitten. Für die Währungshüter ist es daher ungemein wichtig, ihr Inflationsziel in diesem Jahr auch wirklich zu erreichen. Die Lockerung der Geldpolitik muss daher vorsichtig erfolgen. Auch wenn die EZB eine etwas zu niedrige Inflation im selben Maße missbilligt wie eine zu hohe, sollte die Notenbank mit ihrer Geldpolitik lieber in Kauf nehmen, dass sich die Inflation eventuell etwas unter 2% festsetzt, als zu riskieren, dass sie sich bei etwas über 2% einpendelt. Eine leicht zu niedrige Inflation würde sicherlich nicht das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit der EZB beschädigen.
Sorgen bremsen Konsum
Wichtig für die Konjunktur wird außerdem sein, dass es der EZB und den nationalen Notenbanken gelingt, den Menschen die Sorge vor einem erneuten Inflationsanstieg zu nehmen. Dass der private Konsum seit Monaten trotz Reallohngewinnen nicht spürbar anzieht, liegt auch daran, dass die Verbraucher den jüngsten Kaufkraftgewinn oftmals nicht wahrnehmen. Gedanklich zu präsent ist noch der Inflationsanstieg der vergangenen Jahre.
Eine weitere Ursache ist das Preisniveau. Das bleibt hoch, auch wenn Inflationsraten jenseits der 3% inzwischen der Vergangenheit angehören. Die hohen Lebenshaltungskosten sind zudem ein weiterer Grund, weswegen mittelfristig eine Inflationsrate etwas unter 2% verkraftbarer wäre als eine Teuerung über dem Inflationsziel.
Bericht zur deutschen Inflation im Dezember: Überraschend kräftiger Anstieg