KommentarTesla verfehlt Absatzziel

Musk unter Zugzwang

Der jüngste Absatzdämpfer von Tesla verstärkt das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem US-Autobauer und dem chinesischen Herausforderer BYD um die weltweite Vorherrschaft im Segment der reinen Elektroautos. In diesem Zweikampf hat BYD Vorteile.

Musk unter Zugzwang

Tesla

Musk unter
Zugzwang

Von Stefan Kroneck

Der Kampf um die Vorherrschaft im
E-Automarkt entscheidet sich in China. Dort ist BYD im Vorteil.

Befinden sich Schlüsselsektoren der Wirtschaft in einem intensiven Verdrängungswettbewerb, so scheint die Börsenweisheit, wonach Anleger in Bezug auf Branchen zuvorderst auf die Profitabilität der Unternehmen achten sollten, außer Kraft gesetzt zu sein. Das zeigt die Reaktion des Marktes auf die jüngst veröffentlichten Jahresabsatzzahlen von Tesla eindrucksvoll. Die Aktie des US-Elektroautobauers ging zum Jahresstart 2025 um 6% in den Keller, als sich herausstellte, dass das Vorzeigeunternehmen von Elon Musk sein Auslieferungsziel 2024 verfehlte. Statt eines avisierten leichten Zuwachses bei den Verkaufszahlen musste Tesla einen Rückgang von 1% auf 1,79 Millionen Einheiten hinnehmen.

Analysten werten die Daten aus der Konzernzentrale in Austin (Texas) als enttäuschend. Offensichtlich ist für Fachleute derzeit die Frage, welchen Umsatzrenditen bedeutende Adressen im Elektrofahrzeugsegment erwirtschaften, zweitrangig. Jeder starrt auf das Volumen. Unter den gegenwärtigen Marktgegebenheiten ist das nachvollziehbar. Denn Investoren richten sich bei ihren Anlagenentscheidungen im E-Auto-Bereich insbesondere danach aus, welches Potenzial die jeweiligen Emittenten in Bezug auf die Marktanteile haben. Je größer diese sind und weiter steigen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Konzerne aus dem weltweiten Überlebenskampf als Sieger hervorgehen. Für jene, die am Ende übrig bleiben, beginnt dann erst die Erntezeit, so das Kalkül.

Kopf-an-Kopf-Rennen

In der Realität liefern sich Tesla und der chinesische Herausforderer BYD ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die weltweite Vorherrschaft im Bereich der rein batteriebetriebenen Pkw. BYD lag im vergangenen Jahr mit 1,76 Millionen Stück noch knapp hinter den Amerikanern. Schreiben die Chinesen ihre zweistelligen Wachstumsraten auch in diesem Jahr fort, so dürfte BYD 2025 Tesla von Platz 1 im E-Sektor verdrängen.

Der Tesla-Rivale ist im Vorteil. Denn die Entscheidung über Sieg oder Niederlage wird nicht auf dem amerikanischen und dem europäischen Automarkt gefällt, sondern auf dem chinesischen, dem größten Pkw-Markt der Welt. Hier genießt BYD Standortvorteile. Peking subventioniert heimische E-Autobauer auf Teufel komm raus. Mit dem politischen Rückenwind kann sich BYD den mörderischen Preiskampf leisten. Andere halten das nicht auf Dauer durch. Es wundert daher nicht, dass Musk den künftigen US-Präsidenten Donald Trump, der gerne Kante zeigt, unterstützt.

Der Telsa-CEO steht nämlich unter Zugzwang.

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