KommentarAuslandsnetz

Was will die Commerzbank in Litauen?

Im Baltikum eröffnet die Commerzbank eine Repräsentanz. Dabei setzt sie in Osteuropa eigentlich viel stärker auf Kooperationen. Skandale anderer europäischer Banken im Baltikum und die Nähe zu Russland dürften die dortigen Ambitionen aber zügeln.

Was will die Commerzbank in Litauen?

Commerzbank

Abenteuer Baltikum

Von Philipp Habdank

Die Commerzbank startet ein neues Abenteuer in Osteuropa und eröffnet eine Repräsentanz in Litauen. Von dort aus sollen mit gut einer Handvoll Mitarbeiter auch die Märkte in Lettland und Estland bearbeitet werden. Dabei will die Bank eigentlich ihr Auslandsnetz straffen. Die Filialen in Barcelona, Bratislava, Budapest, Brüssel und Hongkong wurden ebenso dichtgemacht, wie die Repräsentanzen in Bagdad, Baku, Belgrad, Jakarta, Kuala Lumpur, Tiflis, Minsk und Beirut.

Dass die Commerzbank ihr Auslandsnetz nun stattdessen wieder ausbaut, muss aber noch keine Strategiewende sein. Die Bank selbst begründet den Schritt vor allem mit dem Wunsch ihrer Firmenkunden, Geschäft im Baltikum zu machen. Doch ansonsten hält sich die Commerzbank zu ihren Plänen im Baltikum bislang eher bedeckt. Der neue Standort in Vilnius ist auch nicht eine Filiale, sondern lediglich eine Repräsentanz. Das heißt: Die Bank beschäftigt dort zwar ein paar Relationship-Banker, mehr aber auch nicht. Abgewickelt wird das Geschäft aber hierzulande. Die strategischen Ambitionen der Commerzbank im Baltikum sollten also nicht zu hoch gehängt werden.

Großer Geldwäscheskandal in Estland

Trotzdem stellt sich die Frage, welche besonderen Perspektiven die Bank im Baltikum sieht, zumal sie in Osteuropa sonst auf eine eigene Präsenz verzichtet. Abgesehen von der polnischen MBank, bei der es operativ gut läuft, ein langwieriger Rechtsstreit aber regelmäßig das Ergebnis belastet. Ihre Tochter in Ungarn hat die Commerzbank an die Erste Group verkauft, mit der sie seitdem in Osteuropa kooperiert.

Hinzu kommt, dass europäische Banken im Baltikum in der Vergangenheit nicht nur gute Erfahrungen gemacht haben. So war beispielsweise die dänische Dankse Bank in Estland in einen der größten Geldwäscheskandale der europäischen Geschichte verstrickt. Auch die Deutsche Bank war damals in den Strudel der Affäre geraten. Und dann wären da noch die geopolitischen Risiken in der Region. Wohl auch deshalb dürfte das künftige Engagement der Commerzbank im Baltikum eher überschaubar bleiben.

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