Meta

Zeitenwende

Für Facebook ist der Abgang der Managerin Sheryl Sandberg zweifelsohne eine Zäsur, doch die Zeitenwende am Kapitalmarkt hatte bereits vor dem verkündeten Abschied begonnen.

Zeitenwende

Der Abschied von Sheryl Sandberg ist für Facebook zweifellos eine Zäsur, die nicht ohne Grund kurze Zeit nach dem Aufbruch ins sogenannte Metaversum kommt, den das weltgrößte soziale Netzwerk auch mit einer entsprechenden Namensänderung verbunden hat. Die Managerin, die als eine der profiliertesten Frauen in Führungspositionen im Silicon Valley gilt, hat nicht nur über 14 Jahre die operative Kontrolle im Konzern innegehabt, sondern war vor allem auch die Architektin einer Weltklasse-Werbeplattform und zahlreicher innovativer Anzeigenformate, die den Aufstieg Facebooks zum zweitgrößten Internet-Werbegiganten nach Google ermöglicht haben. Ein hochprofitables Geschäftsmodell auf Basis der persönlichen Daten von rund drei Milliarden Nutzern hatte den Internetriesen im August vergangenen Jahres an der Börse zu einer Billionen-Dollar-Company gemacht.

Indes hat am Kapitalmarkt die Zeitenwende bereits lange vor dem nun von Sandberg verkündeten Abschied begonnen. Der aktuelle Kursrückgang von rund 2% erscheint als leiser Windhauch im Vergleich zu dem Sturm Anfang Februar, als Meta die Anleger mit einem schwachen Ausblick und stagnierenden Nutzerzahlen schockierte. Damals verlor die Aktie mehr als ein Viertel an Wert.

Tatsächlich lässt der Gegenwind für das datenbasierte Ge­schäftsmodell mit Werbeerlösen, der aufgrund verschärfter Regulierung und neuer Regelungen zum Schutz der Privatsphäre von Konkurrenten wie Apple oder Google immer heftiger wird, die Wachstumsperspektiven des so­zialen Netzwerks in einem gedämpften Licht erscheinen. Verschärft wird die Unsicherheit allerdings durch den von Mark Zuckerberg mit hohen Investitionen vorangetriebenen Aufbruch in ein Metaversum, das offenbar nicht nur Nutzern und Investoren, sondern auch hochrangigen Konzernmanagern noch reichlich nebulös erscheint.

Jedenfalls dürfte es kaum Zufall sein, dass Sandberg den Konzern an dieser Wegscheide „verlässt“, wie sie es selbst nennt, auch wenn sie weiterhin im Board vertreten bleiben will. Dort wird ihre Stimme wohl nicht mehr Gewicht haben, als dies bisher bei Meta und auch in anderen Boards von grün­dergeführten Technologieriesen seit langem der Fall ist. Zuckerberg verliert eine Weggefährtin, die – bei allen Fehlern und Skandalen, die Facebook/Meta auch unter ihrer Führung bewältigen musste – für die Investoren ein Stück Bodenständigkeit und Berechenbarkeit repräsentierte. Diese Zäsur muss auch erst verkraftet werden.

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