Sturm im sicheren Hafen
Us-bonds
Sturm im sicheren Hafen
Von Kai Johannsen
Anleger schmeißen US-Bonds auf den Markt. Profitieren könnten Anleihen aus Europa.
Bloß raus aus US-Anleihen! Nach dieser Devise sind die Anleger in der Woche bis zum 9. April an den internationalen Finanzmärkten verfahren, also in den ersten Tagen, als US-Präsident Donald Trump seinen Zollkrieg vom Zaun brach, inklusive des ständigen Hin und Her. Aus den globalen Bond-Funds wurden satte 25,7 Mrd. Dollar abgezogen, wie die jüngsten Daten von LSEG Lipper zeigen. Das ist der größte Abfluss binnen einer Woche seit dem 1. April 2020, als die Covid 19-Pandemie ebenfalls einen Sell-Off ausgelöst hatte. Auch damals schrieben Anleger Sicherheit groß und horteten erstmal Cash. Das ist aktuell wieder so. Den sicheren Hafen sehen die Anleger jetzt erstmal in Liquidität, denn die Geldmarktfonds, also sehr kurzfristig anlegende Fonds, verzeichneten Zuflüsse in praktisch gleicher Höhe: 25,8 Mrd. Dollar flossen ihnen jetzt in der genannten Woche zu. Das ist die zweite Woche in Folge, in der Anleger auf Geldmarktfonds setzen. Aber auch andere sichere Häfen werden angesteuert. Dazu gehören etwa die Edelmetalle. Entsprechende Fonds verzeichneten Zuflüsse in Höhe von gut 1 Mrd. Dollar. Diese Vehikel profitieren die neunte Woche in Folge, denn die Unsicherheiten rund um einen Handelskrieg hatten sich bereits einige Zeit vor dem „Liberation Day“ abgezeichnet.
Größte Liquidation seit 27 Monaten
Aus den US-Anleihefonds zogen die Anleger immerhin 15,64 Mrd. Dollar ab. Das ist die größte Liquidation in diesem Bereich seit 27 Monaten. Und das ist auch das Besondere bei diesen Umschichtungen. US-Anleihen, hierbei vor allem die US-Staatstitel, werden in Krisenzeiten von Investoren normalerweise als Hort der Sicherheit angesehen und demzufolge gekauft. In der aktuellen Krise scheinen sie diesen Nimbus offenkundig eingebüßt zu haben. Am langen Ende der US-Staatsanleihekurve zogen die Renditen massiv an. In vergleichbar stürmischen Zeiten war das früher umgekehrt.
Damit stellt sich indes auch die Frage, was Anleger langfristig noch als sicheren Hafen ansehen werden und vor allem dann auch ansteuern, wenn risikobehaftete Assets unter Druck geraten. Die Bundesanleihen dürften mit Sicherheit noch dazu gehören, wie die kräftigen Renditerücksetzer zeigen. Aber auch die Anleihen von anderen europäischen Institutionen könnten künftig verstärkt als sichere Häfen aufgesucht werden. Zu denken ist an Anleihen der EU, des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) bzw. EFSF und der Europäischen Investitionsbank. Europas Anleihen könnten damit das Zeug zum neuen Schutzschild haben.