Ex-Barclays-Chef Jes Staley kämpft um seinen Ruf
Ex-Barclays-Chef kämpft um seinen Ruf
hip London
Der ehemalige Barclays-Chef James „Jes“ Staley (68) hat der britischen Finanzaufsicht vorgeworfen, seinen Ruf zerstören zu wollen. Die Financial Conduct Authority (FCA) hatte ihm im Oktober 2023 Berufsverbot erteilt. Das Londoner Upper Tribunal beschäftigt sich derzeit mit seiner Klage dagegen.
Der Regulierer hatte entschieden, dass Staley „keine wichtige Führungsposition oder andere Position mit wesentlichem Einfluss in Bezug auf jedwede regulierte Aktivität“ in der Finanzbranche mehr ausüben darf. Zudem verhängte die FCA eine Geldstrafe von 1,81 Mill. Pfund.
Vorwurf der Irreführung
Staley habe sowohl den Board der Bank als auch die Aufsicht über seine Beziehungen zum verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in die Irre geführt, lautete die Begründung. Als Beleg wurde unter anderem ein von ihm genehmigtes Schreiben der Bank an die Aufsicht angeführt, das zwei irreführende Angaben zur Art seiner Beziehung zu Epstein und zum Ort ihres letzten Treffens enthielt.
„Die FCA hat gegen mich den schwerwiegendsten und drastischsten Schritt ergriffen, den sie konnte“, sagte Staley. Dadurch habe sie seine „lange und herausragende“ Karriere in der Finanzbranche beendet und seinen Ruf zerstört, ohne ihn erst einmal um eine Erklärung für die von ihr wahrgenommenen Diskrepanzen zwischen dem Schreiben und dem E-Mail-Verkehr zwischen ihm und Epstein zu bitten.
„Ein zweckdienlicher Tod“
Barclays-Chairman Nigel Higgins sagte vor Gericht, er habe auf Grundlage der Informationen, die ihm nun zur Verfügung stünden, ein anderes Bild von der Beziehung zwischen Staley und Epstein. Er sei zuvor davon ausgegangen, dass sie in erster Linie geschäftlich gewesen sei.
Epsteins Tod im Metropolitan Correctional Center in Manhattan wurde von den Journalisten Alana Goodman und Daniel Halper unter dem Titel „A Convenient Death (Ein zweckdienlicher Tod)“ beschrieben. Der Millionär bekannte sich 2008 der erzwungenen Prostitution einer Minderjährigen schuldig. Später wurde ihm sexueller Missbrauch in etlichen weiteren Fällen vorgeworfen. Auf seiner Privatinsel waren zahllose Prominente zu Gast.
Wertvolle Kontakte
Staley verteidigte seine Geschäftsbeziehungen mit Epstein unter Verweis auf dessen Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten wie dem ehemaligen US-Präsidenten William „Bill“ Clinton und dem ehemaligen Finanzminister Lawrence Summers. Epstein sei wertvoll gewesen.
Epstein war Kunde von J.P. Morgan. Dort wurde Staley einst als Nachfolger für Jamie Dimon gehandelt. Er war drei Jahrzehnte für die US-Großbank tätig. Von 2009 bis 2012 führte er ihr Investment Banking und hatte in dieser Funktion reichlich Kundenkontakt.
„Wir waren nicht persönlich befreundet“
Die Beziehung zu Epstein sei rein professioneller Natur gewesen. „Wir waren nicht persönlich befreundet“, sagte Staley. Die FCA geht dagegen von einer persönlichen Nähe aus. Sie unterstellt, dass der Kontakt nach seinem Amtsantritt als CEO von Barclays 2015 über seine älteste Tochter Alexa weiterlief.
Er habe möglicherweise Fragen, die von Epstein über Alexa an ihn herangetragen wurden, „aus reiner Höflichkeit“ beantwortet, gab Staley zu. Es sei aber offenkundig, dass die Emails an seine Tochter von Epstein initiiert wurden. „Ich habe zu keiner Zeit irgendeinen Versuch unternommen, mit Herrn Epstein in Kontakt zu treten“, sagte Staley. Sein Amt als Barclays-CEO legte er im November 2021 nieder. Das Verfahren wird fortgesetzt.