Finanzplatz Frankfurt verliert eine einzigartige Persönlichkeit
Friedrich von Metzler †
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Der Finanzplatz Frankfurt verliert ein Original. Wie das Bankhaus Metzler mitteilte, ist Friedrich von Metzler am Sonntag im Kreise seiner Familie gestorben. Der 81-Jährige hatte sich bereits vor einiger Zeit aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Als großer Förderer von Kunst und Kultur und gleichermaßen unprätentiöser wie neugieriger Gesprächspartner war der Bankier alles andere als ein alltäglicher Mensch.
Der gebürtige Dresdner kam nach Kriegsende mit seinen Eltern und seiner Schwester Barbara ins zerstörte Frankfurt, wo er 1962 sein Abitur machte. Im Anschluss absolvierte er in Hamburg bei Münchmeyer und Co. eine Ausbildung zum Außenhandelskaufmann. In den folgenden Jahren sammelte er bei verschiedenen Instituten in London, New York, Paris und Düsseldorf Erfahrungen im internationalen Kapitalmarktgeschäft.
Seit 1969 für das familiengeführte Bankhaus tätig
1969 kehrte er mit noch nicht einmal 30 Jahren nach Frankfurt zurück und trat in das seit elf Generationen in Familienbesitz befindliche Bankhaus Metzler ein. Zwei Jahre später wurde Friedrich von Metzler gemeinsam mit seinem gleichaltrigen Cousin Christoph von Metzler persönlich haftender Gesellschafter. Die beiden jungen Männer leisteten einen entscheidenden Beitrag dazu, die traditionsreiche Bank zukunftsfähig zu machen, wie es in der am Sonntag veröffentlichten Mitteilung des Bankhauses heißt.
So habe das Bankhaus unter ihrer Führung von den Erfahrungen aus Friedrich von Metzlers Wanderjahren profitiert, als das Kapitalmarktgeschäft in den 1970er Jahren auch in Deutschland allmählich in Schwung kam. Auch sein Cousin Christoph verfügte dank Stationen bei Schroder in London und Morgan Stanley über umfassende internationale Erfahrung, die er in die Weiterentwicklung des Bankhauses einbrachte, indem er das Devisengeschäft und das Geschäftsfeld Corporate Finance aufbaute. Mit der Umwandlung der Gesellschaft in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien schufen Friedrich und Christoph von Metzler die Voraussetzung für die künftige Entwicklung.
Gründungsvater der Deutschen Börse
Der Finanzplatz verdankt Friedrich von Metzler jedoch weit mehr als die erfolgreiche Weiterentwicklung der Privatbank. Als Vorstandsmitglied und späterer Aufsichtsratsvorsitzender der Frankfurter Wertpapierbörse stellte er auch die Weichen für die internationale Bedeutung Frankfurts im Wertpapiergeschäft. Unter der Ägide Friedrich von Metzlers wurde die 1585 von Frankfurter Kaufleuten gegründete Frankfurter Wertpapierbörse mit der ebenfalls öffentlich-rechtlichen Deutschen Terminbörse sowie mit Deutschem Kassenverein, Ausland-Kassenverein und Deutscher Wertpapierdaten-Zentrale zusammengelegt. Aus dem Zusammenschluss ging die Deutsche Börse AG hervor, die heute ihren Sitz in Eschborn hat.
Nachdem sein Cousin Christoph 1993 im Alter von nur 50 Jahren verstarb, sorgte Friedrich von Metzler für Kontinuität. Dabei verlor er jedoch nie das Ziel aus dem Auge, dass das altehrwürdige Bankhaus auch ihn erfolgreich überleben solle. Entsprechend umgab er sich mit einem professionellen Managementteam, das er ermunterte, die kontinuierliche Weiterentwicklung des Instituts voranzutreiben. Die für so viele Familienunternehmen kaum zu lösende Nachfolgeproblematik stellte sich für das Bankhaus dank dieser Weitsicht nicht.
Professionelles Management
2018 gab Friedrich von Metzler schließlich die operative Führung ab und legte die Geschicke der Bank in die Hände von Gerhard Wiesheu. Die Anteile verblieben vollständig im Besitz der Familie. 20% der Anteile befinden sich im Besitz von Leonhard von Metzler, dem Sohn seines verstorbenen Cousins Christoph. Friedrich von Metzlers Kinder Elena und Franz halten je 40% der Aktien. Seinen impliziten Lebensauftrag, auch operativ für die Nachfolge in den eigenen Reihen zu sorgen, hat Metzler erfüllt. Sowohl Elena von Metzler als auch ihr Bruder Franz, der vor zwei Jahren in den Vorstand berufen wurden, arbeiten seit Jahren für die Bank.
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„Bankier aus Leidenschaft“
„Friedrich von Metzler hinterlässt mit seinem außerordentlichen Engagement, Weitblick und sozialer Verantwortung eine Lücke in der deutschen Banken- und Kulturlandschaft“, sagt Wolfgang Kirsch, Vorsitzender des Aufsichtsrats der B. Metzler seel. Sohn & Co. Aktiengesellschaft. „Er war Bankier aus Leidenschaft, Bürger aus Überzeugung und von Herzen ein Frankfurter.“ Sein Vermächtnis werde in der Arbeit des Bankhauses Metzler weiterleben und sein gesellschaftliches Engagement in der Stadt Frankfurt und darüber hinaus in zahlreichen Initiativen und Institutionen fortbestehen.
„Friedrich von Metzler war eine einzigartige Persönlichkeit“, ergänzt Gerhard Wiesheu, Sprecher des Vorstands der B. Metzler seel. Sohn & Co. Aktiengesellschaft. Er habe für das Bankhaus gelebt, zugleich aber nie den einzelnen Menschen aus den Augen verloren und sich immer Zeit für das persönliche Gespräch genommen. Friedrich von Metzler sei ein Vorbild für alle Menschen gewesen, die für das Bankhaus arbeiteten: „Wir verlieren mit ihm einen stets wohlmeinenden und von Herzen geschätzten Ratgeber.“