Autozulieferer Webasto ringt um Zukunftsfähigkeit
Autozulieferer Webasto ringt
um Zukunftsfähigkeit
Konzept für Restrukturierung soll bis Ende Mai stehen
jh München
Der Autozulieferer Webasto kämpft um seine Sanierung. Es geht sowohl um die Finanzen, als auch um das operative Geschäft. Dem 1901 gegründeten Familienunternehmen mit Sitz in Stockdorf bei München setzen die schwache Nachfrage nach Autos und die hohe Verschuldung zu. „Wir arbeiten an einem Restrukturierungskonzept“, sagte eine Sprecherin von Webasto. Zum Stand der Verhandlungen, an denen unter anderem die Eigentümer und Banken beteiligt sind, äußerte sie sich nicht. Die Gespräche, um eine Sanierungsfähigkeit sicherzustellen, seien konstruktiv. Mit einem Ergebnis sei im nächsten Quartal zu rechnen.
Eine sogenannte Durchfinanzierungsbestätigung der Finanzpartner gilt bis Ende Mai. Spätestens dann müsste wohl das Konzept für eine Neuordnung feststehen. Im Dezember 2024 hatte Webasto eine Stabilisierungsvereinbarung mit den Kernbanken, Gläubigern eines Schuldscheindarlehens und anderen Finanzierern abgeschlossen. Seit Januar ist der Restrukturierungsexperte Johann Stohner vom Beratungsunternehmen Alvarez & Marsal im Vorstand.
Vier Standorte geschlossen
Das Unternehmen ist dabei, Kapazitäten zu reduzieren, die Organisation schlanker zu machen und das Produktangebot zu straffen. Im vergangenen Jahr seien etwa 1.000 Arbeitsplätze über natürliche Fluktuation abgebaut worden, berichtet die Sprecherin. Ausgangspunkt waren 16.600 Stellen. Vorstandschef Holger Engelmann hatte das Streichen eines zweistelligen Prozentsatzes angekündigt.
Webasto ist Weltmarktführer für Autodächer und Standheizungen. Batteriesysteme für Elektroautos kamen später hinzu. An dem verlustreichen Geschäft mit Ladelösungen für E-Autos hat das Unternehmen vor einem Jahr die Mehrheit abgegeben. Die Zahl der Werke in China wurde von neun auf sieben Produktionsstätten verringert, ein älterer Standort in den USA soll im Sommer geschlossen werden. In der Region München wurde ein Standort in die Zentrale eingegliedert.
Hoher Verlust, wenig Eigenkapital
Geschäftszahlen für 2024 werden erst im Sommer erwartet. 2023 war Webasto laut einer Veröffentlichung im Bundesanzeiger mit einem Fehlbetrag von 195 Mill. Euro tief in die Verlustzone gerutscht. Der Umsatz war um 7% auf 4,57 Mrd. Euro gestiegen. Vor Zinsen und Steuern sei das Ergebnis noch leicht positiv gewesen. Die Finanzverbindlichkeiten waren 2023 von 155 Mill. auf 944 Mill. Euro drastisch gestiegen. Die Eigenkapitalquote verringerte sich von 24 auf 16%. Laut einem Sanierungsgutachten brauche Webasto bis zu 200 Mill. Euro frisches Eigenkapital, berichtete das „Handelsblatt“.