Vor dem Zollschock

Bestes erstes Quartal für IPOs seit 2021

Der globale IPO-Markt ist nach dem US-Zollschock fast ganz zum Erliegen gekommen. Dabei hatte das Jahr so gut begonnen – mit dem besten ersten Quartal für Börsengänge seit 2021.

Bestes erstes Quartal für IPOs seit 2021

Bestes erstes Quartal für IPOs seit 2021

EY-Analyse: Emissionsvolumen ist vor dem Zollschock von Januar bis März global auf mehr als 29 Mrd. Dollar gestiegen

cru Frankfurt

Seit der Ankündigung der neuen US-Zölle Anfang April ist der IPO-Markt nahezu ganz zum Erliegen gekommen. Fast alle aktuell geplanten Börsengänge sind inzwischen abgesagt worden – darunter der Ticketvermittler Stubhub, die Medizintechnikfirma Medline und der Zahlungsdienstleister Klarna. Dabei hatte das Jahr so gut begonnen – mit dem besten ersten Quartal seit 2021: Die Zahl der Erstnotierungen ist im ersten Quartal um 3% von 283 auf 291 gewachsen, und das Emissionsvolumen kletterte sogar um 20% auf 29,3 Mrd. Dollar gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum - wenn auch nicht in Deutschland, wo weiter Flaute herrscht. Das geht aus der Analyse der Unternehmensberatung EY hervor.

Von den 59 IPOs, die es zwischen Januar und März in den USA gab, kamen 34 aus dem Ausland. Während die Zahl der US-Börsengänge damit um mehr als die Hälfte stieg, stagnierte das Volumen in den USA bei knapp 9 Mrd. Dollar. Asien und Europa verharrten dagegen bei der Anzahl der IPOs auf dem Vorjahresniveau, entwickelten sich aber beim Volumen deutlich unterschiedlich: Während die Emissionserlöse in Europa um ein Drittel auf 4 Mrd. Dollar einknickten, verdoppelten sie sich in Asien nahezu auf 11 Mrd. Dollar.

China erholt sich

Der chinesische IPO-Markt erholte sich, liegt über dem Vorjahresniveau mit 49 IPOs und erreichte ein Plus von 41% beim Volumen (5,7 Mrd. nach 4,1 Mrd. Dollar). Der größte Börsengang des vergangenen Quartals war der japanische Kupferkonzern JX Advanced Metals mit rund 3 Mrd. Dollar Erlös.

Auch zwei Börsengänge aus Europa im ersten Quartal gehörten zu den zehn weltweit größten IPOs. Mit der schwedischen Medizintechnikgruppe Asker Healthcare und dem spanischen Hotelübernachtungsvermittler HBX Group schafften es zwei europäische Firmen in die Spitzengruppe. In Deutschland dagegen mussten die Finanzinvestoren Bain und Cinven das geplante Debüt des Generikakonzerns Stada wegen unsicherer Nachfrage abblasen und hoffen nun auf ein Comeback im Herbst.

Zum ersten mal seit drei Jahren gab es von Januar bis März keinen einzigen Börsengang in Deutschland. Für Equity-Capital-Markets-Investmentbanker in Deutschland war das erste Quartal somit unerfreulich. An Aktienemissionen verdienten sie nach Angaben des Datenanbieters LSEG nur 29 Mill. Dollar - rund 42% weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum und so wenig wie seit 2016 nicht mehr.

Globale Unruhe

„Die globalen Kapitalmärkte erleben derzeit unruhige und manchmal sogar disruptive Zeiten", sagt Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. „Das zeigt sich auch an der seit Jahresbeginn gestiegenen Unsicherheit und Volatilität an den Börsen.“ Angekündigte und bereits eingeführte Zölle durch die neue US-Regierung, Inflationsdruck mit einer abwartenden US-Notenbank und anhaltende geopolitische Spannungen hätten zuletzt das positive Momentum aus 2024 und die erwartete Besserung des IPO-Sentiments in diesem Jahr gebremst.

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