Gerry Weber muss schon wieder sanieren
Gerry Weber muss
schon wieder sanieren
Modekonzern leitet Insolvenz in Eigenverwaltung ein
sar Frankfurt
Dem Modeunternehmen Gerry Weber steht die dritte Restrukturierung binnen sechs Jahren bevor. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, hat die Gerry Weber International (GWI), die Holdinggesellschaft des Gerry-Weber-Konzerns, beim Amtsgericht in Bielefeld die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Anschlussinsolvenzen von Tochtergesellschaften der GWI würden „derzeit geprüft“, hieß es am Dienstag.
Gerry Weber startet Investorenprozess
Geplant ist dem Unternehmen zufolge nun, „zügig einen strukturierten Investorenprozess zu starten, um eine nachhaltige Finanzierung des Geschäfts sicherzustellen“. Die Investorensuche dürfte jedoch nicht einfach werden. Gerry Weber hat bereits 2019 eine Insolvenz in Eigenverwaltung durchlaufen, damals stellte ein Investorenkreis unter Führung von Robus und Whitebox bis zu 49 Mill. Euro für eine Kapitalspritze und eine Working-Capital-Finanzierung bereit. Bei der erneuten Sanierung 2023 standen die Altgesellschafter unter Führung von Robus, Whitebox und J.P. Morgan dann auch hinter dem Sanierungsinvestor Golden Square Capital.
Klärung vor Orderrunde im Frühjahr gesucht
„Die Finanzinvestoren der GWI werden eine Fortführungslösung finanziell unterstützen“, teilte das Unternehmen mit. Das operative Geschäft laufe während des Verfahrens weiter, die wesentlichen Geschäftspartner, etwa bei Logistik und Sourcing, hätten ihre Unterstützung zugesagt. Sanierer Christian Gerloff, der bereits die beiden vorherigen Restrukturierungen begleitet hat und nun in die Geschäftsführung berufen wurde, will einen straffen Investorenprozess, der „schnellstmöglich“ Klarheit bringt, „auch mit Blick auf die kommende Orderrunde im April/Mai“.
Der Grund für die erneute Schieflage sind einer Mitteilung des Modeunternehmens zufolge rückläufige Bestellungen des Fachhandels. Die Händler würden „einen stärkeren Fokus auf Working Capital Management“ legen, heißt es darin. Es habe einen „deutlichen Rückgang in der Vororder“ im Vergleich zum Vorjahr gegeben. Zudem seien Zahlungsverzögerungen und Ausfälle durch die finanzielle Schieflage eines Vertriebspartners zu befürchten. Die Verkaufszahlen im eigenen Retail-Geschäft bezeichnet Gerry Weber als konstant, ohne Zahlen zu nennen.
Gerry Weber hat Filialnetz bereits ausgedünnt
Bei der Restrukturierungsrunde 2023 wurde die damals noch börsennotierte GWI über ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren gemäß dem Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) neu ausgerichtet, während das in der Gerry Weber Retail GmbH gebündelte Einzelhandelsgeschäft erneut über eine Insolvenz in Eigenverwaltung restrukturiert wurde. Die Eigenverwaltung bietet mehr Möglichkeiten für operative Einschnitte, etwa Eingriffe in Mietvertragsverhältnisse. Der Großteil des Filialnetzes wurde damals geschlossen. Das StaRUG ist hingegen auf eine finanzielle Sanierung ausgerichtet. Die Börsennotiz der GWI endete im Dezember 2023.
Trotz der tiefen Einschnitte in den vergangenen Jahren habe das Unternehmen „noch nicht genug Speck angesetzt“, um eine erneute Krise finanziell zu kompensieren, sagte Gerloff. „Das anhaltend schwache Konsumklima in Deutschland und anderen Teilen Europas führt dazu, dass wir Strategie und Strukturen des Unternehmens nochmals werden anpassen müssen.“