Chipbranche kämpft gegen Flaute an

Infineon erhöht Jahresprognose

Infineon hat die Anleger mit relativ guten Quartalszahlen und einem erhöhten Jahresausblick überzeugt. Die Aktie von Deutschlands größtem Chipkonzern sprang zeitweilig um 13% nach oben.

Infineon erhöht Jahresprognose

Infineon erhöht Jahresprognose

Starker Dollar und gute Geschäfte mit Chips für KI-Großrechner geben Rückenwind – Aktienkurs legt prozentual zweistellig zu

sck München

In einem angespannten Markt behauptet sich Infineon besser als die Konzernführung und Analysten ursprünglich erwartet hatten. Ein höheres Geschäftsvolumen und der starke Dollar geben Deutschlands größtem Chiphersteller Rückenwind. Das Dax-Mitglied setzt sich damit vom zuvor sehr pessimistischen Ausblick des Wettbewerbers STMicroelectronics ab. Die Anleger überzeugten diese positiven Nachrichten von Infineon zur Vorlage der Quartalszahlen. Die zuletzt unter Druck geratene Aktie konnte sich mit deutlichen Kursgewinnen erholen. Das Papier sprang zeitweise um 13% auf über 35 Euro. Der Titel führte damit die Gewinnerliste im Leitindex an.

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr 2024/25 (30. September) bekräftigte Vorstandschef Jochen Hanebeck in einer Telefonkonferenz mit Journalisten seine Erwartung, dass in der zweiten Hälfte, also von Anfang April an, eine „allmähliche“ Erholung in der Halbleiterbranche einsetzen werde. Mit einem „starken Aufschwung“ nach der gegenwärtigen Marktflaute sei aber nicht zu rechnen. Abnehmer seien immer noch damit beschäftigt, ihre Lagerbestände abzubauen. Zuletzt sei dies „deutlich“ geschehen.

Keine Furcht vor Zöllen

Zugleich zerstreute er Befürchtungen, dass die vom US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zölle gegen Mexiko, Kanada und China auch Infineon spürbar treffen könnten. Hanebeck zufolge sind die Auswirkungen auf das Unternehmen aufgrund seiner „geografischen Aufstellung begrenzt“.

Infineon hat viele Produktions-und Designstandorte – vor allem in Kalifornien. Das rührt auch von einer Übernahme her: Vor zehn Jahren kauften die Bayern den US-Chipspezialisten International Rectifier.

Wachstumstreiber KI

Im Detail stellte Infineon für die laufende Zwölf-Monats-Berichtsperiode „eine stabile bis leicht steigende Umsatzentwicklung“ in Aussicht nach erwirtschafteten Konzernerlösen von 15 Mrd. Euro (minus 8%). Das Management war bislang von einem „leichten“ Umsatzrückgang im aktuellen Geschäftsjahr ausgegangen. Beim operativen Konzernergebnis (Segmentergebnis) peilt Infineon nach wie vor eine Marge „im mittleren bis hohen Zehnerprozentbereich“ an. 2024 sackte die Umsatzrendite um 6,2 Prozentpunkte auf 20,8% ab. Das Segmentergebnis brach seinerzeit um 29% auf 3,1 Mrd. Euro ein.

Hanebeck führte die angehobene Umsatzprognose zur einen Hälfte auf positive Währungseffekte und zur anderen Hälfte auf gewachsene Aufträge zurück, was insgesamt einen Umsatzschub von 450 Mill. Euro umfasse. Als Beispiel dafür nannte er Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). So befänden sich Systeme für KI-Großrechner auf einem „ungebrochenen Wachstumskurs“. 2025 würden diese Geschäfte rund 600 Mill. Euro ausmachen. Gegenüber 2024 sei das eine Verdopplung, berichtete der CEO. 2026 nimmt Infineon seinen Worten zufolge die Schwelle von 1 Mrd. Euro ins Visier.

Solides Autogeschäft in China

Im zurückliegenden Herbstquartal schrumpfte der Konzernumsatz gegenüber dem Vorquartal zwar um 13% auf 3,4 Mrd. Euro. Der Rückgang war aber deutlich geringer als Vorstand und Analysten befürchtet hatten. Letztere erwarteten im Schnitt einen Schwund von 18% auf 3,2 Mrd. Euro. Infineon profitierte neben dem starken Dollar auch von einem relativ stabilen Geschäft mit Chips für Autos in China. Der chinesische Autohersteller BYD gehört dort zu den Großkunden von Infineon. Insgesamt geht der CEO aber davon aus, dass die schwächelnde Autoindustrie die Umsatzentwicklung 2025 „bremsen“ wird. Die Autosparte macht bei Infineon über die Hälfte der Konzernerlöse aus.

Kompensationszahlung eines Kunden

Das operative Konzernergebnis rutschte im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt überproportional um 31% auf 573 Mill. Euro ab. Die Umsatzrendite schrumpfte um 4,5 Prozentpunkte auf 16,7%. Auch dieser Rückgang fiel geringer aus als zuvor von Analysten prognostiziert. Diesen gingen von 477 Mill. Euro aus bei einer Marge von 14,8%. Zu der deutlich übertroffenen Markterwartung trug auch eine hohe Kompensationszahlung eines Kunden bei. Dieser überwies an Infineon den Angaben zufolge einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“. Doch auch ohne diesen Sonderertrag hätte Infineon die Konsensschätzungen überboten.

Infineon hat mit guten Quartalszahlen im saisonal schwachen Herbstquartal die Anleger positiv überrascht. Deutschlands größter Halbleiterhersteller erhöhte die Prognose für den Jahresumsatz und sprach von einer absehbaren leichten Erholung der weltweiten Chipindustrie. Die Aktie des Dax-Mitglieds zog kräftig an.

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