Weniger Sprengungen von Geldautomaten
Geldautomaten
werden seltener gesprengt
Polizei verzeichnet Rückgang in mehreren Bundesländern
dpa-afx Frankfurt
Das Vorgehen von Polizei und Justiz gegen Geldautomaten-Sprenger zeigt Wirkung: In mehreren Bundesländern ist die Zahl solcher Taten in diesem Jahr erheblich zurückgegangen, wie eine Umfrage unter Landeskriminalämtern ergab. So wurden etwa in Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz weniger Geldautomaten gesprengt.
An Weihnachten zugeschlagen
Ausgerechnet an Weihnachten schlugen Kriminelle gleich in mehreren Fällen zu: Im sächsischen Colditz flohen Täter in der Nacht zu Heiligabend mit Bargeld in bislang unbekannter Höhe. Laut Polizei wurde das Gebäude durch die Wucht von zwei Explosionen stark beschädigt. Menschen wurden nicht verletzt, zwei Bewohner mussten jedoch das Haus verlassen.
Ebenfalls in der Nacht auf Heiligabend wurde ein Automat in einer Bankfiliale in Leverkusen gesprengt. Zeugen beobachteten, wie mindestens zwei dunkel gekleidete Männer nach der Explosion geflohen. Und am ersten Weihnachtstag entstand in einer Bankfiliale in Veitsrodt in Rheinland-Pfalz bei einer Sprengung ein Schaden von mehr als 200.000 Euro. Das Gebäude wurde erheblich beschädigt, so die Polizei.
In Nordrhein-Westfalen summierte sich die Zahl der Sprengungen bis Mitte Dezember auf 40 Angriffe in diesem Jahr. Am selben Stichtag des Vorjahres waren es noch 149 Attacken. Das entspricht einem Rückgang um 73%.
Schäden höher als Beutewert
In Niedersachsen gab es nach Angaben des dortigen Landeskriminalamts (LKA) bis Ende November 13 vollendete Sprengungen und fünf Versuche. Im vergangenen Jahr sprengten Täter bis Ende November 26 Geldautomaten, dazu kamen neun Versuche.
In Sachsen-Anhalt waren bis zum 31. Oktober drei Automaten Ziel von Kriminellen. Im gesamten Jahr 2023 waren es zwölf Fälle gewesen. In Rheinland-Pfalz meldeten die Sicherheitsbehörden bis Ende November 21 Fälle im Land - 50% weniger als im Vorjahr. In Bayern versuchten Kriminelle 22 Mal, Bankautomaten zu sprengen. 17-mal gelang es ihnen, Beute zu machen, in vier Fällen blieb es bei einem Sachschaden. Damit bewegte sich die Zahl der Taten auf dem Niveau des Vorjahres. In Summe erbeuteten die Täter dem Landeskriminalamt in München zufolge mindestens 1,6 Mill. Euro - und verursachten noch dazu einen Sachschaden von rund 4,2 Mill. Euro.
Nicht alle Länder verzeichneten Rückgänge: In Baden-Württemberg dürften Täter bis Ende des Jahres absehbar etwas häufiger zugeschlagen haben als im Jahr zuvor. Bereits Ende November lag die Zahl der Fälle bei 42, das ist die gesamte Summe des Vorjahres, wie das Innenministerium in Stuttgart mitteilte.
Nach Angaben des Bundeskriminalamts hatte die Zahl der Sprengungen 2022 einen Höchststand seit Beginn der Erhebungen 2005 erreicht. So gab es bundesweit 496 Fälle. 2023 verzeichneten die Behörden einen Rückgang: Es gab demnach 461 Fälle.
Gesamtschaden für Banken von fast 100 Mill. Euro
Den Rückgang führt das BKA auf eine verbesserte Zusammenarbeit der Polizei im In- und Ausland zurück. Es gab mehrere Festnahmen von mutmaßlichen Automatensprengern. Erst im Oktober berichteten Ermittler von einer internationalen Aktion gegen mutmaßliche Geldautomatensprenger. Zuletzt gab es zudem bundesweit mehrere Prozesse gegen mutmaßliche Täter. Nach Schätzungen der Versicherungsbranche entstand den Banken durch gesprengte Geldautomaten im Vorjahr ein Schaden in Höhe von 95 Mill. Euro.