Konjunktur

Auftragseingänge der Industrie legen deutlich zu

Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland erhielt im November wesentlich mehr Aufträge als Experten erwartet hatten. Während die Auslandsnachfrage deutlich stieg, sanken hingegen die Bestellungen aus dem Inland.

Auftragseingänge der Industrie legen deutlich zu

Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland hat im November deutlich mehr Aufträge erhalten als erwartet. Gegenüber dem Oktober zogen sie saison- und kalenderbereinigt um 3,7% an, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Wachstum von 2,1 Prozent gerechnet. Hauptursache für die starke Erholung war die gute Auslandsnachfrage. Im Oktober hatte es noch einen Rückgang von 5,8% gegeben. „Für die konjunkturellen Aussichten liefert dies einen positiven Impuls, wenngleich die wirtschaftliche Aktivität durch bestehende Lieferengpässe weiterhin belastet wird“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium dazu.

Die Auslandsnachfrage stieg um 8,0% im Vergleich zum Vormonat. Dabei nahmen die Bestellungen aus der Euro-Zone mit 13,1% besonders deutlich zu, während die aus dem restlichen Ausland um 5,0% kletterten. Die Bestellungen aus dem Inland gaben dagegen um 2,5% nach. Positiv entwickelt haben sich im November auch die Umsätze in der Industrie: Sie lagen um real um 4,2% höher als im Vormonat, blieben aber um 3,4% unter ihrem Vorkrisenniveau von Februar 2020.

Den größten Zuwachs beim Auftragseingang im November 2021 erzielte der sonstige Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, etc.) mit einem Plus von 32,0% gegenüber dem Vormonat; hier wurden umfangreiche Großaufträge gemeldet. In der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen stieg der Auftragseingang um 7,0% gegenüber dem Vormonat, nach dem er im Oktober 2021 um 4,7% gesunken war. 

Die Industrie hat eigentlich genügend Aufträge, um ihre Produktion auf Hochtouren laufen zu lassen. Allerdings fehlen wichtige Vorprodukte wie beispielsweise Mikrochips, die in zahlreichen Gegenständen – von Autos bis Haushaltsgeräten – enthalten sind. Der Materialmangel in der Industrie hat sich Ende 2021 nochmals verschärft: 81,9% der Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, so viele wie noch nie. Da die Probleme noch eine Weile anhalten dürften, wird der Aufschwung in diesem Jahr nach Prognose führender Institute kleiner ausfallen als bislang angenommen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa senkte seine Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandproduktes 2022 von 5,1 auf 4,0%.

„Der Anstieg ist ein Reflex auf den äußerst schwachen Vormonat, er gleicht den dortigen Rückgang aber nicht aus“, kommentierte Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe, die Zahlen. „Die Auftragsbücher sind weiter voll, so dass die Perspektive unverändert stimmt. Erfreulich ist vor allem die Belebung des Auslandsgeschäfts, zumal Lieferengpässe abzunehmen scheinen. Bis die Lieferlogistik aber reibungsloser funktioniert, ist das erste Halbjahr wohl vorüber. Es bleibt zu hoffen, dass die Industrie von harten Quarantäne-Regeln verschont bleibt.“

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