Geldpolitik

Bank of England greift am Kapital­markt ein

Die Bank of England will mit einem vorübergehenden Programm zum Kauf von Staatsanleihen für Ruhe sorgen. Denn nachdem die neue Londoner Regierung ihr riesiges Steuerpaket vorgestellt hatte, sind die Zinsen deutlich gestiegen und das Pfund abgestürzt.

Bank of England greift am Kapital­markt ein

Die britische Notenbank stemmt sich gegen den zuletzt starken Zinsanstieg am heimischen Kapitalmarkt. Aufgrund von Störungen in diesem Marktsegment sollen ab sofort Staatspapiere mit langer Laufzeit erworben werden, wie die Bank of England am Mittwoch in London mitteilte. Eine Obergrenze wurde nicht genannt, die Käufe sollen allerdings zeitlich begrenzt bis Mitte Oktober stattfinden.

Die Landeswährung Pfund ging am Mittwoch daraufhin auf Berg- und Talfahrt. Die britische Devise sprang zunächst um rund 1% auf 1,0837 Dollar nach oben, rauschte dann aber unmittelbar wieder auf 1,0685 Dollar nach unten. Zeitgleich griffen Investoren bei britischen Staatsanleihen zu, was die in den vergangenen Tagen auf Höhenflug gegangenen Renditen nach unten kommen ließ. Die Rendite der besonders zinssensiblen zweijährigen britischen Anleihen sank auf 4,278% von zuvor 4,550%. Die Verzinsung der zehnjährigen Papiere sackte auf 4,373 von 4,558% ab.

Marktwirkungen der Steuerpläne

In den vergangenen Tagen sind die Zinsen von langlaufenden britischen Staatsanleihen erheblich angestiegen. Fachleute nennen als Grund die starken Steuersenkungen, welche die neue Regierung von Premierministerin Liz Truss anpeilt. Befürchtet wird eine deutlich steigende Staatsschuld und eine Erhöhung der bereits sehr hohen Inflation. Beides hat sich am Kapitalmarkt in kräftig steigenden Zinsen niedergeschlagen, vor allem in den langen Laufzeiten. Am Devisenmarkt ist das britische Pfund zuletzt erheblich unter Druck geraten.

Der jetzige Eingriff am Anleihemarkt ist heikel, weil die Notenbank eigentlich in der kommenden Woche damit beginnen wollte, ihren hohen Anleihebestand zu veräußern. Der Start des geplanten Verkaufsprozesses, der zusammen mit den steigenden Leitzinsen einer geldpolitischen Straffung gleichkommt, soll auf Ende Oktober verschoben werden.

Absturz des Pfund Sterling

Der Absturz des Pfund Sterling nach der Ankündigung der neuen britischen Premierministerin Liz Truss, mit milliardenschweren Hilfen die hohen Energiepreise abfedern und zugleich die Steuern senken zu wollen, hatte die Börsen in Aufruhr versetzt. Zweifel an der Finanzierung der Projekte hatten die britische Währung zu Wochenbeginn auf ein Allzeittief von 1,0327 Dollar gedrückt. Die Rendite der zweijährigen britischen Anleihen war binnen zwei Tagen um mehr als einen vollen Prozentpunkt nach oben geschossen.