Betriebsergebnis von Hellofresh sinkt
Der Kochboxen-Versender Hellofresh bekommt die hohe Inflation und den weltweiten Wirtschaftsabschwung zu spüren, profitiert jedoch vom US-Geschäft. Sowohl die Zahl der Bestellungen als auch die georderten Mahlzeiten stiegen verglichen mit den restlichen Märkten, die im Segment International gebündelt sind, deutlich stärker. Im zweiten Quartal fiel das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) um 7,5% auf knapp 146 Mill. Euro, wie der Berliner Dax-Konzern am Montag bei der Bekanntgabe der endgültigen Zahlen mitteilte. Die Zahl der aktiven Kunden in den 17 Ländern, in denen Hellofresh aktiv ist, fiel im Vergleich zum Vorquartal um etwa 500.000 auf acht Millionen, lag aber im Vergleich zum Vorjahresquartal immer noch um 4% im Plus. Vor allem auf dem wichtigsten Markt, den USA, büßten die Berliner jüngst Kunden ein.
„Am wichtigsten ist, dass wir mit den Inflationseffekten erfolgreich umgegangen sind, ohne die höheren Kosten in Gänze an unsere Kunden weiterzugeben“, sagte Firmenchef Dominik Richter. Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal währungsbereinigt um 16% auf bisher im Juni-Quartal noch nie erreichte 1,96 Mrd. Euro. Im vergangenen Monat hatte das Unternehmen mit Verweis auf die getrübte Verbraucherstimmung seine Jahresziele eingedampft.
Die Anleger greifen am Montag vorbörslich nach endgültigen Quartalszahlen von Hellofresh zu. Im Tradegate-Handel stiegen die Papiere um 6,8% über ihren Xetra-Schlusskurs vom Freitag, auch wenn in den endgültigen Zahlen in ersten Reaktionen keine großen Überraschungen mehr entdeckt wurden. In den Details sahen Experten aber Licht und Schatten. Ihnen zufolge liegt der Fokus der Anleger nun auf einer in Kürze anberaumten Telefonkonferenz.
Im Rahmen der Konferenz erhofft sich Experte Marcus Diebel von der Bank JPMorgan neue Aussagen zur aktuellen geschäftlichen Entwicklung des Kochboxenlieferanten. Er äußerte sich zudem in einer Branchenstudie grundsätzlich positiver zu Internetwerten. Für diese hätten sich die Perspektiven nach dem Kursrutsch der letzten Monate verbessert.
Sein Kollege Sebastian Patulea von Jefferies ging etwas ins Detail mit dem Hinweis, der Schwerpunkt liege neben dem Umsatztrend auf Aussagen zur regionalen Entwicklung, möglichen Lieferketten-Einschränkungen, Investitions-Schwerpunkten und Marketingrenditen.
Letztere sieht Analyst William Woods von Bernstein Research weniger erfreulich: Obwohl mehr Geld für Werbung ausgegeben wurde, habe die Zahl der aktiven Kunden zuletzt stagniert.