Märkte am Mittag

Dax geht nach Rekord die Puste aus

Der deutsche Leitindex Dax erreichte am Freitag erneut ein Rekordhoch, konnte dieses jedoch nicht halten. Sorgen vor neuen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und die zunehmende Inflation belasten die Anleger.

Dax geht nach Rekord die Puste aus

Der Dax hat am Freitag ein weiteres Rekordhoch geschafft. Der deutsche Leitindex erreichte mit gut 16.118 Punkten eine neue Bestmarke, konnte diese jedoch nicht halten. Am Nachmittag notierte der Dax mit einem Plus von 0,03% bei 16.088 Punkten ein wenig unter dem Rekord. Auf Wochensicht zeichnen sich beim Dax nur moderate Gewinne ab.

„Der Dax glänzt in diesen Tagen mehr durch Stabilität und weniger durch Dynamik”, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. „Vor dem Hintergrund des dafür allerdings weiter dynamischen Infektionsgeschehens in Deutschland kann diese Stabilität aber gar nicht positiv genug gewertet werden.”

Noch kompensierten guten Quartalszahlen wie die von der Deutschen Telekom die Sorgen vor Maßnahmen zur Eindämmung der vierten Corona-Welle und stützten den Markt, fuhr Molnar fort. Je näher aber das Bund-Länder-Treffen in der kommenden Woche rücke, desto präsenter dürfte das Thema auch wieder für die Börse werden.

Der MDax der mittelgroßen Börsentitel fiel am Freitag um 0,30% auf 35.847 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte leicht zu. Hierzulande stiegen die Aktien der Deutschen Telekom um etwa 1,5%. Das weiter brummende Geschäft auf beiden Seiten des Atlantiks motivierte den Telekomkonzern zu seiner dritten Prognoseanhebung für das operative Ergebnis in diesem Jahr. Bereits am Vorabend hatten die Bonner den Anlegern eine Freude gemacht: Sie wollen die Dividende stärker erhöhen als Experten erwartet hatten.

Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse wird nach dem dritten Quartal wegen Lieferkettenproblemen und Projektverzögerungen etwas pessimistischer für die Ergebnisse. In der lukrativeren Sparte für Schienenfahrzeuge hakt es derzeit, während das Nutzfahrzeuggeschäft weiter gut läuft. Unter dem Strich büßten die Papiere am MDax-Ende circa 4,5% ein.

Die Aktien des Stahlkonzerns Salzgitter sackten nach der Veröffentlichung endgültiger Quartalszahlen um etwa 4,5% ab und zählten damit zu den größten Verlierern im Nebenwerteindex SDax. Am Vortag waren die Anteilsscheine noch nach einer optimistischen Studie der Schweizer Großbank UBS um mehr als vier Prozent gestiegen. Analyst Andrew Jones hatte eine Erhöhung der Prognosen im Zuge der Zahlenvorlage für möglich gehalten. Dies blieb am Freitag nun aber aus. Salzgitter bestätigte den Jahresausblick.

Moderate Gewinne zu Handelsbeginn in den USA

Die Anleger am US-Aktienmarkt haben sich auch am Freitag angesichts weiter bestehender Unsicherheiten beim Thema Inflation nur bedingt aus dem Fenster lehnen wollen. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial stieg im frühen Handel um 0,15% auf 35.976 Punkte. Der marktbreite S&P 500 hielt sich mit plus 0,08% auf 4653 Punkte ebenso knapp in der Gewinnzone wie der technologiewertelastige Nasdaq 100. Dieser notierte 0,02% im Plus bei 4653 Zählern.

Da sich die durchaus positiv verlaufene Quartalsberichtssaison der Unternehmen so langsam ihrem Ende entgegen neigt, richten sich die Blicke noch mehr auf die vielerorts hohe Inflation. Jede diesbezügliche Datenveröffentlichung, die über den Erwartungen liegen werde, könnte an Aktien- und Anleihemärkten zu größeren Ausschlägen führen, sagte der Chefanlagestratege von UBS Global Wealth Management, Mark Haefele, in einer Studie. Noch aber sei das Thema nicht stark genug, die Aktienmarktrally zu beenden. So hatte der Dow Jones Industrial erst zum Wochenstart ein Rekordhoch erklommen. Auch nach den kleineren Verlusten der vergangenen Tage bleibt es in Reichweite.

Asien: Weitere Gewinne vor dem Wochenende

Die wichtigsten asiatischen Aktienmärkte haben am Freitag erneut überwiegend zugelegt. Nur die chinesischen Festlandbörsen verzeichneten moderate Verluste. Marktbeobachtern zufolge lässt der Schock wegen der jüngsten Inflationsentwicklung in den USA langsam nach. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Verbraucherpreise in der weltgrößten Volkswirtschaft im Oktober überraschend stark gestiegen waren. Dies hatte Sorgen vor einer Leitzinsanhebung durch die US-Notenbank Fed geschürt.

Steigende Zinsen sind Gift für Aktien, da sie festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen als Anlage attraktiver machen. Die Inflationsentwicklung werde aber nur dann ein Risiko für die Aktienmärkte, wenn die Fed mit ihrer Einschätzung, dies sei ein vorübergehendes Phänomen, komplett daneben liegen sollte, erklärte ein Experte.

Der japanische Leitindex Nikkei 225 schloss 1,13% fester bei 29.609 Punkten. Er profitierte auch von der anhaltenden Schwäche des Yen gegenüber dem US-Dollar, was japanische Güter für ausländische Käufer tendenziell verbilligt. Die Aktien von Toshiba schlossen nach zwischenzeitlichen Gewinnen knapp 2% im Minus. Der Technologieriese will sich in drei Unternehmen aufspalten. Auf diese Weise hofft die seit längerem strauchelnde Unternehmensgruppe, die Profitabilität in Schlüsselbereichen zu stärken.

An den chinesischen Börsen fiel die Entwicklung bei insgesamt wenig Bewegung uneinheitlich aus. Der CSI-300-Index, der die 300 wichtigsten Unternehmen vom chinesischen Festland umfasst, sank zuletzt um 0,21% auf 4.888 Punkte. Am Vortag hatte er noch von Spekulationen profitiert, dass der Staat die Liquiditätsengpässe angeschlagener Immobilienkonzerne wie Evergrande lindern wolle. In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong gewann der Hang-Seng-Index am Freitag hingegen 0,14% auf 25.284 Punkte.

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