Höchstrechnungszins wird zum Problem für Riester
Die Anbieter von Riester-Produkten haben die Hoffnung auf eine Reform der geförderten privaten Altersvorsorge noch nicht ganz aufgegeben. Angesichts der Null- und Niedrigzinsen, die voraussichtlich auf lange Jahre festgeschrieben sind, weisen die Unternehmen darauf hin, dass die vom Gesetz geforderte 100-prozentige Garantie künftig kaum noch darstellbar sei und abgesenkt werden müsse. Fondsanbieter wie Union Investment und DWS halten es für äußerst schwierig, ab 2022 ein attraktives Angebot zu bieten.
Auf einer Veranstaltung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) wurde zudem ein Gutachten vorgestellt, indem auf den Zusammenhang zwischen Garantien und Inflation verwies. Ein Ergebnis der Studie des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften ist, dass bei Realwert- Betrachtung eine Garantie besonders nachteilig ist.
Mit Union Investment hat jetzt ein Fondsanbieter Konsequenzen aus der schwierigen Lage gezogen. Die Fondsgesellschaft führt zum 1. Juli 2021 eine Mindestlaufzeit von 20 Jahren bei Riester-Verträgen ein. Verträge mit kürzerer Laufzeit würden sich angesichts der Garantien und der Niedrigzinsen nicht mehr rechnen. Damit würden Menschen ab Mitte 40 vom Angebot der Riester-Rente ausgeschlossen.
Als besondere Schwierigkeit kommt für die Branche hinzu, dass ab dem 1. Januar 2022 der sogenannte Höchstrechnungszins von 0,9 auf 0,25 % reduziert wird. Der Höchstrechnungszins, der auch Garantiezins genannt wird, ist auch für die Kalkulation der garantierten Riester-Produkte relevant. Die Experten erwarten, dass sich weitere Anbieter aus dem Riester-Geschäft zurückziehen könnten, wenn nicht eine abgesenkte Garantie von 70 bis 80 % eingeführt würde. Auch die Versicherungsbranche weist darauf hin, dass im neuen Jahr viele Anbieter von Riester-Produkten sich vom Markt zurückziehen dürften. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) hält es ebenfalls für problematisch, 100 % Beitragsgarantie unter dem neuen Höchstrechnungszins anzubieten. Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV, befürchtet, dass es zu einer „defacto Beerdigung der Riester-Rente“ kommen könnte.