Deutschland

Industrieproduktion überraschend gesunken

Die deutsche Industrieproduktion stockt: Im November stellten die Unternehmen im Vergleich zum Vormonat weniger her. Außerdem korrigierte das Statistische Bundesamt die Zahlen für Oktober nach unten.

Industrieproduktion überraschend gesunken

Die von hartnäckigen Materialengpässen geplagte deutsche Wirtschaft musste ihre Produktion im November drosseln. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,2% weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Analysten wurden von dieser Entwicklung überrascht. Sie hatten im Schnitt mit einem Zuwachs um 1% gerechnet.

Außerdem ist der Anstieg im Vormonat nach neuen Daten nicht so stark ausgefallen wie bisher bekannt. Demnach legte die Fertigung im Oktober nur um 2,4% zu, nachdem zuvor ein Zuwachs um 2,8% gemeldet worden war. Im Jahresvergleich ging die Herstellung im November um 2,4% zurück. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie, lag die Produktion 7,0% niedriger.

„Diese Zahlen erhellen die Konjunkturlage nicht unbedingt. Das Minus im Produzierenden Gewerbe geht auf die Energieproduktion zurück, die um über 4% sank“, sagt Jens-Oliver Niklasch von der LBBW. „Optimisten freuen sich wahrscheinlich über die Zunahme im Kraftfahrzeugbau um über 4%, Pessimisten könnten auf den Maschinenbau verweisen, der fast in derselben Größenordnung schrumpfte. Alles in allem passen die Zahlen aber zur Konjunktur: Wir haben eine große Corona-Lücke und das vierte Quartal 2021 hat nicht dazu beigetragen, diese Lücke kleiner werden zu lassen.“

Das Wirtschaftsministerium sieht trotz des Rückgangs der Industrieproduktion im November Grund zum Optimismus. Zwar dürften die Beeinträchtigungen durch Lieferengpässe noch einige Monate anhalten. „Nach deren Auflösung ist – angesichts voller Auftragsbücher – mit einem dynamischen Wachstum zu rechnen”, so das Ministerium. Überraschend gut gelaufen sind die Exporte. Diese legten im November um 1,7%z um Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Hier hatten Ökonomen ein Minus von 0,2% erwartet. Die Importe wuchsen sogar um 3,3%, während Analysten mit einem Rückgang von 1,7% gerechnet hatten.

Die Betriebe sitzen derzeit zwar auf prall gefüllten Auftragsbüchern. In den vergangenen Monaten konnten die Bestellungen jedoch nicht abgearbeitet werden wegen akuter Engpässe bei Vorprodukten wie Mikrochips. Der Materialmangel in der Industrie hat sich Ende 2021 nochmals verschärft: 81,9% der Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, so viele wie noch nie. Da die Probleme noch eine Weile anhalten dürften, wird der Aufschwung in diesem Jahr nach Prognose führender Institute kleiner ausfallen als bislang angenommen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa senkte seine Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandproduktes 2022 von 5,1 auf 4,0%.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.