Moderate Gewinne nach jüngster Rally
Der deutschen Aktienmarkt hat sich am Montag nach seiner Vorwochenrally schwunglos gezeigt. Der Dax stieg zwar auf ein weiteres Fünfmonatshoch, notierte zuletzt aber nur noch 0,16% höher bei 14.246 Punkten. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex einen Gewinn von 5,7% verbucht und sich seit dem Jahrestief Ende September um satte 20% erholt. Der MDax sank am Montag 0,10% auf 25.947 Punkte.
Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets sieht auf der Haben-Seite des Dax das deutlich verbesserte Bild aus technischer Sicht mit dem Überspringen der als längerfristiger Trendindikator geltenden 200-Tage-Linie und dem Ausbruch aus dem Abwärtstrend seit Jahresbeginn. „Auf der Soll-Seite stehen eben jene 2400 Punkte Plus der vergangenen sechs Wochen und die daraus resultierende Verführung, ein paar dieser Gewinne auch mal mitzunehmen“, bemerkte Molnar.
Kursrutsch von Morphosys
Eine herbe Enttäuschung bei einem Kandidaten für ein Alzheimer-Medikament löste bei den Morphosys-Aktien einen Kurseinbruch von 32% auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2010 aus. Der Schweizer Pharmakonzern Roche verfehlte in seinem Alzheimer-Programm mit dem Wirkstoff Gantenerumab die gesteckten Ziele. Morphosys ist Lizenzpartner von Roche bei diesem Alzheimer-Kandidaten. Vorstandschef Jean-Paul Kress hatte sich noch Ende Oktober zuversichtlich zu den Chancen des Mittels geäußert. Damit sei die letzte Hoffnung von Morphosys zerstört, sagte ein Händler.
Die Papiere von Merck KGaA stiegen hingegen um 5,2% auf den höchsten Stand seit Mitte August und waren damit klarer Spitzenreiter im Dax. Die Bank of America hatte die Titel des Pharma- und Spezialchemiekonzerns von „Neutral“ auf „Buy“ hochgestuft und das Kursziel von 205 auf 215 Euro angehoben.
Die Aktien von Rheinmetall erhielten nach einem angekündigten Zukauf einen kräftigen Schub nach oben. Zuletzt notierten die Papiere des Automobilzulieferers und Rüstungskonzerns 4,5% im Plus und waren damit Top-Wert im MDax. Rheinmetall will sein Munitionsgeschäft mit einer Übernahme in Spanien ausbauen. Dem vereinbarten Kaufpreis liege ein Unternehmenswert von 1,2 Mrd. Euro zugrunde, hieß es.
Im Kleinwerte-Index SDax standen die Anteilsscheine von Adesso mit einem Plus von knapp 18% ganz oben. Der IT-Dienstleister verdiente dank des anhaltenden Digitalisierungstrends im dritten Quartal operativ 30% mehr. Die Ziele für das Gesamtjahr bestätigte das Unternehmen. Henrik Paganetty vom Analysehaus Jefferies sprach in einer ersten Reaktion von starken Kennziffern und lobte vor allem die ermutigende Entwicklung der Lizenzerlöse.
Die Papiere von Vitesco büßten 6,4% ein. Der Autozulieferer rechnet für das Jahr 2022 mit mehr Umsatz als bisher. Allerdings wird die Profitabilität durch die gestiegenen Kosten für Material, Energie und Frachten belastet, was die Aussichten für die operative Marge einschränkt. Im dritten Quartal konnte Vitesco den operativen Gewinn fast verdoppeln – unter dem Strich standen aber erneut Verluste.
Europas Börsen halten sich im Plus
Der EuroStoxx 50 hat am Montag mit moderaten Gewinnen an die sehr starke Vorwoche angeknüpft. Der Leitindex der Eurozone legte gegen Mittag um 0,21% auf 3876,81 Punkte zu. Der nachlassende Zins- und Inflationsdruck stütze die Bewertungen und stabilisiere den wachstumsstarken Technologiesektor, schrieben die Strategen der US-Bank JPMorgan. Am Donnerstag hatte eine überraschend deutliche Abschwächung der US-Verbraucherpreise im Oktober eine Rally ausgelöst. Positive Impulse lieferten zu Wochenbeginn auch Medienberichte über geplante umfangreiche Maßnahmen Chinas, um den kriselnden Immobiliensektor des Landes zu stützen. Der französische Cac 40 stieg um 0,24%, für den britischen FTSE 100 („Footsie“) ging es um 0,33% nach oben.
Thema des Tages auch auf europäischer Ebene ist eine weitere Schlappe in der Alzheimer-Forschung, die der Pharmakonzern Roche erlitt. Die Aktien von Roche büßten in Zürich dreieinhalb Prozent ein und waren damit das Schlusslicht im Leitindex SMI. In Stockholm schnellten dagegen die Papiere des Biopharmaunternehmens BioArctic um rund 9%in die Höhe. Nach dem Alzheimer-Misserfolg von Roche sei ein Konkurrent der Schweden für das Alzheimer-Mittel Lecanemab aus dem Rennen, schrieb Analystin Zoe Karamanoli von der kanadischen Bank RBC. Lecanemab habe den Verfall der kognitiven Fähigkeiten von Alzheimer-Patienten in seiner Studie gegenüber Placebos deutlich signifikanter verlangsamt.
Aus Branchensicht die Nase vorn hatten in europäischen Vergleich die Medienwerte mit einem Plus von knapp 1%. Hier stützten positive Nachrichten von Informa: Der britische Konferenzveranstalter und Wissenschaftsverlag hatte seine Umsatz- und Gewinnprognosen angehoben. Dessen Anteilsscheine zogen an der „Footsie“-Spitze um fast 7% an.