Uniper hakt Russlandgeschäft ab
Das Düsseldorfer Energieunternehmen Uniper vollzieht angesichts der russischen Invasion in der Ukraine in seinem Russlandgeschäft eine Kehrtwende. Uniper werde keine neuen Investitionen in Russland tätigen, teilte das Unternehmen in der Nacht zu Dienstag mit. Auch an die russische Kraftwerkstochter Unipro würden vorerst keine Mittel überwiesen. Der Ende letzten Jahres eingeleitete Prozess zur Veräußerung von Unipro werde vorerst gestoppt und sobald wie möglich wieder aufgenommen. Zudem werde Uniper eine Wertminderung seiner Darlehen an die Nord Stream 2 AG in Höhe von 987 Mill. Euro vornehmen.
„Es ist wichtig, dass die Bundesregierung derzeit alles Menschenmögliche tut, um die Abhängigkeit Deutschlands von russischen Rohstoffexporten zu verringern“, sagte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach. Als Energieversorger sehe Uniper es als seine Pflicht, in solch schwierigen Zeiten seinen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung zu leisten. Uniper – eine Tochter des finnischen Versorgers Fortum – werde seine bestehenden Verträge weiter erfüllen, aber keine neuen langfristigen Lieferverträge für Erdgas mit Russland abschließen.
Uniper ist einer der größten Kunden des russischen Gaskonzerns Gazprom und zudem einer von fünf westlichen Finanzpartnern der vorerst gescheiterten Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2. Wie zuvor bereits Wintershall Dea schreibt Uniper sein Engagement ab. Dabei handele es sich um ein Darlehen von 695 Mill. Euro plus bislang aufgelaufener Zinsen von 292 Mill. Euro. Die Abschreibung werde im ersten Quartal vorgenommen. Abhaken müsse Uniper nun auch erwartete Zinserträge von jährlich rund 100 Mill. Euro.
Ungewiss ist auch die Zukunft der russischen Tochter Unipro, an der Uniper 83,73 Prozent hält. Unipro betreibt in Russland insgesamt fünf Kohle- und Gaskraftwerke, beschäftigt rund 4300 Mitarbeiter und sorgte mit einem bereinigten Ebit von zuletzt 230 Mill. Euro für knapp 20 Prozent des operativen Gewinns von Uniper. Die Aktivitäten von Unipro, einschließlich des Modernisierungsprogramms für Kraftwerke, liefen weiter, erklärte Uniper. „Uniper wird jedoch keine neuen Investitionen in Russland tätigen und bis auf Weiteres keine Mittel an Unipro überweisen.“ Es sei derzeit nicht absehbar, wie sich mögliche russische Sanktionen auf die geschäftliche und finanzielle Situation von Unipro auswirken könnten.