Airline-Chefs im Rampenlicht
lis/Bloomberg
Die Chefs der US-Fluggesellschaften suchen derzeit das Rampenlicht wie nie zuvor. Ed Bastian von Delta Air Lines beispielsweise hat im laufenden Jahr den Medien bisher mehr als zwei Interviews pro Woche gegeben. Sein Kollege Scott Kirby von United Airlines Holdings hat versucht, die Aufmerksamkeit für sein Unternehmen dadurch zu erhöhen, dass er das Engagement der Airline-Verantwortlichen für Themen wie Vielfalt und Umweltschutz heraushebt. Und Gary Kelly von Southwest Airlines ist Dauergast in diversen Nachrichtensendungen.
Im vergangenen Jahr diente die Omnipräsenz der Airline-CEOs vor allem dazu, den politisch Verantwortlichen möglichst viel Staatshilfe zu entlocken. Nun geht es vor allem darum, dass Reiserestriktionen fallen, damit wieder mehr Flugreisende in die Maschinen strömen. Ihre Bemühungen werden die Airline-Chefs wohl fortsetzen, bis sich die Branche vollständig erholt hat – ein Prozess, der frühestens im nächsten Jahr beginnen und sich bis 2024 hinziehen könnte, so die Lobbygruppe Airlines for America. „Bis sich die Branche wirklich erholt hat, wird es diesen Hunger nach Informationen in Echtzeit geben“, sagte Ben Baldanza, Vorstandsmitglied der Jetblue Airways Corp. und ehemaliger CEO von Spirit Airlines Inc.
Allerdings sind die aktuellen Botschaften mehr und mehr von Zuversicht geprägt, während zu Beginn der Coronavirus-Pandemie in düsteren Memos an die Mitarbeiter und die Aufsichtsbehörden Überlebensmaßnahmen wie das Parken von Flugzeugen ankündigt wurden. Derzeit drängen sich Urlaubspassagiere auf den Flügen – und zwar in dem Ausmaß, dass American Airlines kürzlich Hunderte von Juli-Flügen wegen Besatzungsmangels stornierte. Die Unsicherheit über die Rückkehr von Geschäftsreisen und internationalen Flügen bedeutet indes, „dass die finanzielle Erholung zerbrechlich und anfällig für Schocks bleiben wird“, so Airlines for America.
Weil die Zeiten schwierig bleiben, wird erwartet, dass die CEOs noch lange nicht bereit sind, sich hinter ihre Schreibtische zurückzuziehen. Bei Delta hat Bastian mit 60 Medieninterviews im Jahr 2020 und 70 bisher in diesem Jahr seine Schlagzahl deutlich erhöht, verglichen mit etwa 20 im Jahr 2019. Jim Cramer von CNBC witzelte kürzlich, dass Bastian „eine Meile für eine Kamera gehen würde. Aber ich liebe Ed.“
Bei Southwest hat Kelly seit Beginn der Pandemie mehr als 70 interne Videos aufgenommen, angefangen mit zwei pro Woche, in denen er Fragen von Mitarbeitern beantwortete. Einige wurden öffentlich auf der Website der Fluggesellschaft geteilt. Andere wurden in sozialen Medien wie Twitter und Linkedin gepostet.
American-CEO Doug Parker ist da eher die Ausnahme mit einem etwas zurückhaltenderen Ansatz – zumindest nach außen hin. Hinter den Kulissen, sagt er, war er noch nie so engagiert in der Kommunikation. „Wir tun es in den Kanälen, die für American sinnvoll sind, und haben ein gutes Gefühl dabei, dass unsere Botschaft zur richtigen Zeit bei den richtigen Leuten ankommt“, sagte er in einem Interview.