Pharmaindustrie

AstraZeneca organisiert Führung neu

Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca baut die Geschäftsführung um, um nach der Übernahme der US-amerikanischen Alexion Pharmaceuticals beide Firmen besser verzahnen zu können. Marc Dunoyer, der bisherige Finanzchef von AstraZeneca,...

AstraZeneca organisiert Führung neu

Von Benjamin Triebe, London

Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca baut die Geschäftsführung um, um nach der Übernahme der US-amerikanischen Alexion Pharmaceuticals beide Firmen besser verzahnen zu können. Marc Dunoyer, der bisherige Finanzchef von AstraZeneca, wird frühestens Anfang August als Chief Executive Officer (CEO) zu Alexion wechseln. Gleichzeitig verantwortet er in der Muttergesellschaft die Strategieentwicklung. Im Gegenzug übernimmt Alexions derzeitige Finanzchefin Aradhana Sarin die freiwerdende Position als Chief Financial Officer (CFO) bei AstraZeneca.

Zustimmung in Europa fehlt

Der personelle Wechsel hängt von der regulatorischen Bewilligung der Übernahme ab. Die US-Behörden gaben zwar im April grünes Licht, doch in der Europäischen Union und Großbritannien steht die Zustimmung noch aus.

Mit einem Kaufpreis von 39,4 Mrd. Dollar in bar und Aktien ist der im Dezember 2020 angekündigte Alexion-Kauf die größte Übernahme von AstraZeneca, seit das Unternehmen 1999 durch die Fusion aus einem britischen und schwedischen Unternehmen entstanden ist. Alexion ist auf die Entwicklung von Medikamenten gegen seltene Krankheiten spezialisiert und reiht sich bei AstraZeneca unter anderem neben dem schnell wachsenden Onkologie-Geschäft ein. Das US-Unternehmen ist sehr profitabel und bietet AstraZeneca einen steten Zugang zu Cash-flow.

Die überraschend angekündigte und für AstraZeneca weitreichende Übernahme steht im Schatten der Probleme mit dem Impfstoff gegen Covid-19. Das Unternehmen hat traditionell nur ein kleines Impfstoffgeschäft, katapultierte sich jedoch durch die Partnerschaft mit der Universität Oxford ins Rampenlicht. Die Studien sowie die Herstellung und Verteilung des Corona-Vakzins, das AstraZeneca während der Pandemie zum Selbstkostenpreis verkauft, wiesen immer wieder Schwächen auf, sei es bei der Ausführung oder der Kommunikation. Gegenwärtig klagt die EU gegen den Hersteller wegen der Nichteinhaltung von Lieferzusagen.

Covid-Impfstoff nachrangig

Im Gegensatz zur Onkologie und den Geschäftsbereichen von Alexion ist der Covid-19-Impfstoff für AstraZenecas Geschäftsverlauf von nachrangiger Bedeutung. Er dient primär als Test für einen breiten Einstieg in die Vakzin-Entwicklung. Der 62-jährige Konzernchef Pascal Soriot steht seit 2012 an der Spitze des Pharmaherstellers und hat das Unternehmen durch den Fokus auf Krebsmedikamente erfolgreich reorganisiert. Er deutete bereits an, dass die Nachfolgeplanung für ihn, Verwaltungsratspräsident Leif Johansson und den bereits 68 Jahre alten Dunoyer im Gange sei. Die aus Indien stammende Sarin wird der erste weibliche Finanzchef des Konzerns.